Greenpeace-Aktivisten warten auf Prozess
15 Jahre Haft für den Versuch, auf der russischen Ölplattform Gazprom ein Transparent zu montieren. Das droht den 28 inhaftieren Greenpeace-Aktivisten im Fall einer Verurteilung wegen bandenmäßiger Piraterie. Nun setzt sich auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel für sie ein. Alle Vermittlungsbemühungen sind bisher gescheitert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.10.2013
Einzelhaft in eiskalten Zellen
Die einzige Gelegenheit den Himmel zu sehen, ist durch mein Zellenfenster; das heißt: überhaupt kein Sonnenlicht. So beschreibt Greenpeace-Aktivist Marco Weber seine Haft im russischen Gefängnis Murmansk in einem Brief an seine Freunde. Den anderen 29 Inhaftierten geht es nicht besser, sagt Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace: "Sie sitzen in Einzelhaft. Ich glaube, das größte Problem für viele sind die Temperaturen um 0 Grad in den Zellen. Das ist natürlich eine unzumutbare Situation für die meisten."
U-Haft wird voraussichtlich verlängert
Dass sie hier schnell wieder herauskommen, zumindest auf Kaution, ist unrealistisch, denn bis jetzt wurden alle Einsprüche abgewiesen. Vielmehr wird der Richter die Untersuchungshaft dieser Tage wahrscheinlich um zwei weitere Monate verlängern. Aus PR-technischer Sicht wäre die Haft für Greenpeace besser: "Wenn es nicht so dramatisch wäre, was das Schicksal unserer Aktivistinnen und Aktivisten betrifft, dann wäre das Beste, was uns passieren kann. Aber das wäre zynisch zu sagen, wenn man weiß, dass Menschen gleichzeitig bei 0 Grad in Murmansk im Gefängnis sitzen und mit 15 Jahren Haft bedroht sind."
Internationale Interventionen
Mit einem so harten Durchgreifen Russlands hat niemand gerechnet, sagt Egit, aber das russische System sei eben nicht berechenbar. Auch auf internationaler Ebene wird versucht, Druck auf Putin auszuüben. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat in einem Telefonat vor zwei Tagen vom russischen Präsidenten eine schnelle Lösung gefordert: "Die Tatsache, dass die deutsche Bundeskanzlerin auf Vladimir Putin zugeht, ist natürlich ganz wichtig, weil Deutschland ja politisch gesehen ein Schwergewicht ist. Und wir erhoffen uns schon, dass derartige Interventionen auch Erfolgsaussichten haben. Das könnte darin bestehen - Putin hat sich ja schon dahingehend geäußert - dass die Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten hier mit einer Strafe bedroht sind, nämlich Piraterie, die mit 15 Jahren Gefängnis bedroht ist, und diese Piraterie hat Putin ja von sich gewiesen und gemeint, das würde nicht seiner Auffassung entsprechen und deshalb denken wir, dass die Anklage vielleicht fallen gelassen wird."
Greenpeace will weiter für die Arktis kämpfen
Die Greenpeace-Aktivisten zeigen sich von Russlands Vorgehen dennoch unbeeindruckt. Von Einschüchterung keine Spur und an Aufgeben nicht zu denken: "Das heißt, die Erwartung, die Russland hat, dass wir vor Russland oder vor Gazprom auf die Knie gehen, wir sich natürlich nicht erfüllen." Im Gegenteil: Greenpeace will sich in Zukunft noch stärker für den Schutz der Arktis einsetzen und gegen den Ölriesen Gazprom ankämpfen. Dieser plant ab 2014 Öl aus der Arktis auf den Markt zu bringen.