Buch: "Hitler-Benes-Tito"
Ein neues dreiteiliges Werk des Osteuropa-Historikers Arnold Suppan untersucht Konflikte, Krieg und Völkermord in Osteuropa und am Balkan im 20. Jahrhundert. Der Titel ist "Hitler-Benes-Tito" und steckt mit diesen drei historischen Personen den zeitlichen Rahmen der Betrachtung ab. Mit mehr als 2000 Seiten ist es das bisher umfassendste Buch über dieses Thema.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.10.2013
"Konflikt, Krieg und Völkermord"
Dass ein Buch, das im Untertitel "Konflikt, Krieg und Völkermord in Ost-, Mittel- und Südosteuropa" führt, mehr als 2000 Seiten hat, verwundert nicht. Denn es handelt vom Unglück von Millionen von Menschen, die im 20. Jahrhundert zahllosen Konflikten, Weltkriegen, sogenannten Säuberungen oder dem Holocaust zum Opfer fielen.
Erst nach dem Fall des Kommunismus in Osteuropa 1989 wurde eine gründliche Auseinandesetzung damit möglich, die dann 1998 mit dem Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen Tschechiens, Ungarns, Sloweniens und Polens zu einer Art Wiederkehr historischer Gespenster in die Tagespolitik führte, sagt der Osteuropa-Historiker der Universität Wien und der Akademie der Wissenschaften Arnold Suppan.
Geringes historisches Wissen
Plötzlich diskutierten Parlamente und Landtage wieder über die historischen Gundlagendokumente der Ermordungen und Vertreibungen der Deutschen Osteuropas, wie die Benes-Dekrete oder die Avnoj-Beschlüsse. Da Suppan aber feststellte, dass das historische Wissen in den betroffenen Ländern, auch in Österreich, darüber eher gering war, begann er sein Opus Magnum, ein monumentales Werk, das nun fertig vorliegt: "Ich begann natürlich mit juridischen Fragen, Restitution, dann weiter zurück, Beschlagnahme durch den Nationalsozialismus, Eroberungspolitik Hitlers, Besatzungspolitik in der Tschechoslowakei, in Jugoslawien, Widerstand, Kollaboration, Rache, Vergeltung, Vertreibung. Ich merkte ziemlich schnell, dass alle diese Fragen irgendwie zusammenhängen. Ich kam aber auch relativ schnell dahinter, dass es nicht nur mit dem Nationalsozialismus zu tun hatte, sondern dass hier noch ältere Schichten freizulegen waren." Weshalb das Buch schon mit dem Ende des 19.Jahrhunderts beginnt.
Gründliche Auseinandersetzung
Die drei namengebenden historischen Figuren: Adolf Hitler, Edvard Benes und Josip Tito scheinen auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben, war doch der tschechoslowakische Außenminister und langjährige Staatspräsident Benes ein demokratisch gewählter Politiker, jedoch schon seit 1919 und dann wieder nach 1945 maßgeblich für den Völkermord und die Vertreibung von Minderheiten, vor allem der deutschen Volksgruppe, verantwortlich, und so Suppan: "Natürlich, Hitler ist der totalitäre Diktator, Tito ist nicht weit entfernt. Beide hatten aber - das sollte man nicht unterschätzen - lange Zeit die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Das wird heute gerne unterdrückt", und apert jetzt, Jahrzehnte danach, wieder aus, nicht zuletzt durch Bücher wie jenes von Arnold Suppan. "Hitler-Benes-Tito", erschienen im Verlag der Akademie der Wissenschaften.