Pensionsexperte Rürup gegen "Handshakes"
Mehr betriebliche Gesundheitsprogramme und Fortbildung für Ältere, Schlupflöcher für Frühpensionen schließen und das Frauenpensionsalter anheben - das fordert Pensionsexperte Bert Rürup von einer neuen Regierung, um das Pensionsantrittsalter tatsächlich zu erhöhen. Ein weiterer wichtiger Punkt Rürups: "Golden Handshakes" müssten schleunigst überdacht werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.10.2013
Deutsche Erfahrungen
Keine steuerliche Erleichterungen mehr für Golden Handshakes, das ist für den deutschen Pensionsexperten Bert Rürup ein entscheidender Weg, um die frühen Pensionsantritte tatsächlich einzudämmen. Rürup hat die österreichische Regierung schon in den 1990er Jahren bei einer Pensionsreform beraten. Handshakes hätten nicht einmal für junge Arbeitsuchende Vorteile, das zeige auch das Beispiel Deutschland, sagt Rürup. Dort habe man versucht, mit "sehr generösen Frühpensionierungsvorschriften" Arbeitsplätze für Jüngerer frei zu machen. Das habe sich aber als "absolut falsch" erwiesen. In der Folge habe man die Frührentenangebote gestrichen mit dem Ergebnis, dass die Beschäftigung der Älteren rasant steige, und auch die Arbeitslosigkeit der Jungen zurückgehe.
Junge gegen Alte auf dem Arbeitsmarkt austauschen, das könne nicht funktionieren, so Rürup. Die dahinter stehende Idee, das man Arbeitsstunden beliebig zwischen Jungen und alten hin und her schieben könnte, sei "Quatsch". In ganz seltenen Fällen deckten sich die Qualifikationen der Jungen mit den Anforderungen der Arbeitsplätzen, die von den Alten freigemacht worden seien. Daher habe es noch nirgendwo funktioniert, dass mit einer Subventionierung der Frühpensionen die Beschäftigung der Jungen erhöht wurde.
Bildung und Gesundheit
Rürup fordert mehr Weiterbildung in den Betrieben auch für Ältere - und ein besseres betriebliches Gesundheitsmanagement für sie: "Die Erhaltung der Fitness muss zu einer Aufgabe der unternehmerischen Personalpolitik werden."
Das räumt auch Unternehmervertreter Rolf Gleißner von der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer ein: Unternehmen müssten sensibler werden, was die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit der Menschen am Arbeitsplatz betrifft. "Das muss von öffentlicher Hand aber auch unterstützt werden", so Gleißner.
Beide Experten treten für eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters ein. Rolf Gleißner verweist auf eine Empfehlung des AMS: "Ab 2024 steigt das Frauenpensionsantrittsalter relativ rasch an, was am Arbeitsmarkt zu Arbeitslosigkeit führen kann, Das AMS hat empfohlen, dass man diesen Prozess früher einleitet, dafür aber kleinere, verträglichere Schritte macht."
Eines, dürfe jetzt jedenfalls nicht passieren, so der Wirtschaftskammervertreter: dass die Politik einfach abwartet, wie die bisherigen Reformen wirken und fünf Jahre lang nichts tut.