Kairo: Muslimbrüder-Prozess vorerst geplatzt

In Ägypten hätte sich heute die Führungsriege der ägyptischen Muslimbruderschaft vor Gericht verantworten sollen. Es ging um den Tod mehrerer Demonstranten. Anstiftung zum Mord lautet die Anklage, doch die Richter erklärten, sie würden sich wegen Befangenheit aus dem Verfahren zurückziehen. Nun stellt sich die Frage, ob auch der Prozess gegen Ex-Präsident Mohammed Mursi platzt.

Abendjournal, 29.10.2013

Gewissensgründe

Seit der ägyptische Präsident Mohammed Mursi Anfang Juli gestürzt wurde, sind die Muslimbrüder in Ägypten allen möglichen Repressionen ausgesetzt. 2.000 Funktionäre und 6.000 einfache Mitglieder und Anhänger wurden verhaftet, die Muslimbruderschaft wurde Ende September verboten. Seit Wochen sehen sich die Muslimbrüder mit einer Prozesslawine konfrontiert.

Heute hätten das Oberhaupt der Muslimbruderschaft Mohammed Badie, seine beiden Stellvertreter und 32 weitere führende Funktionäre erstmals vor Gericht erscheinen sollen. Doch das Gericht legte den Fall überraschend nieder, die drei Richter gaben Gewissensgründe an.

Mursi-Prozess in Gefahr?

Ein Anwalt der Angeklagten spricht von einem politisch motivierten Verfahren, in dem es keinerlei Beweise gebe. Der Prozess muss nun von einer anderen Kammer des Strafgerichts verhandelt werden, wann es weitergeht ist derzeit noch unklar.

Unklar ist auch, ob die heutige Entscheidung Auswirkungen auf den geplanten Prozess gegen Ex-Präsidenten Mohammed Mursi hat. Mursi sollte ab kommendem Montag vor Gericht stehen. Er soll für den Tod mehrerer Demonstranten verantwortlich gemacht werden.