Computeranimiertes Mädchen als Pädophilenfalle

Die Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes hat im Internet pädophilen Surfern eine trickreiche Falle gestellt: Das zehnjährige Mädchen mit dem Namen Sweetie, das auf einer niederländischen Homepage gegen Geld sexuelle Selbstmanipulationen anbietet, war eine Computeranimation. Gegen 20.000 hereingefallene Surfer wird jetzt Anzeige erstattet.

Mittagsjournal, 6.11.2013

Täter "ganz nornmale Männer"

In zehn Wochen haben mehr als 20.000 Männer das virtuelle Kind kontaktiert. Tausend haben Geld angeboten, wenn das vermeintlich zehnjährige Mädchen von den Philippinen sexuelle Handlungen vor einer Kamera tätigt, die diese dann ins Internet überträgt. Echte Kinder werden dazu gezwungen, diese Dinge zu tun. Manche sind erst fünf oder sechs Jahre alt. Sie sehen von dem Geld natürlich nichts - das stecken die Hintermänner ein. Die meisten Opfer sind auf den Philippinen, in Thailand oder Vietnam zu finden.

Die Täter hingegen leben in den USA, Kanada, Australien, Indien - aber auch in Europa. Und es sind ganz normale Männer - quasi aus der Nachbarschaft, sagt jener Programmierer, der Sweetie zum Leben erweckt hat - und direkt mit den Pädophilen Kontakt hatte: "Es ist erschreckend. Es macht Angst. Und es zeigt, dass die Vorstellung, wer Pädophile sind, nicht stimmt. Ich dachte immer, das sind 45 jährige alleinstehende Männer im braunen Trenchcoat. Aber es waren Männer mit normalen Berufen und normalen Familien. Die Bandbreite ist enorm."

Täter fotografiert

Der Programierer zeigt wie einfach das geht. Nur Sekunden nachdem er sich als Sweetie in einem sozialen Netzwerk angemeldet hat, wird er schon kontaktiert. Die Frage des Gegenübers: "Magst du ältere Männer?"

Der Direktor der Organisation "Terres de Hommes", die die diese Falle ausgelegt hat, Albert Jaap van Sandbrink, sagt, die Pädophilen seien überall im Internet zu finden - in Chatrooms, auf Seiten mit Webcams, in sozialen Netzwerken.

Doch nun werden die Täter selbst zu Gejagten: "Wir haben die Identität dieser Täter leicht herausgefunden. Ihre Namen, Adressen, Telefonnummern. Wir haben sie fotografiert, als sie mit dem Mädchen über Webcam Kontakt aufgenommen haben. Und heute haben wir eine Festplatte mit all diesen Informationen den Behörden übergeben."

Effizienter fahnden

Diese Art des Kindesmissbrauchs breitet sich rasant aus. Noch vor ein paar Jahren war von Online-Pädophilie kaum etwas zu bemerken, so Albert Jaap van Sandbrink. Jetzt müsse man befürchten, dass tausende Kinder jeden Tag auf diese Art missbraucht werden.

Genau mit solchen Aktionen wie dieser allerdings könne man den Tätern klar machen: "Wir sind hinter euch her", sagt James O´Conell von der britischen Polizei: "Wir müssen genau solche Taktiken anwenden, um die Fahndung nach Pädophilen effizienter zu gestalten. Damit die Pädophilen nicht mehr das Gefühl haben, sie sind sicher im Internet. Die Polizei ist inkompetent. Diese Aktion ist großartig."

Und zum Schluss noch eine Zahl um das Ausmaß des Ganzen zu dokumentieren: Das FBI schätzt, dass sich jeden Tag rund 750.000 Pädophile im Internet herumtreiben - auf der Suche nach neuen Opfern.

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