Datenschützer treffen sich auf Cryptoparties
Bei Cryptoparties geht es darum, in einer Gruppe zu lernen, wie man auf dem Computer seine Daten vor neugierigen Mitlesern schützt, oder gar nicht erst zu viel von sich Preis gibt. Schnell sagt man, „ich habe ja nichts zu verbergen“. Aber wie ist es zum Beispiel mit medizinischen Befunden, mit Online-Banking-Daten, mit der Kreditkartenrechnung oder mit sehr privaten E-Mails?
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.11.2013
"Jeder sollte Daten verschlüsseln"
Ein Seminarraum in der Uni Wien: Etwa 15 Frauen sitzen rund um die mitgebrachten Laptops und versuchen gemeinsam, eine verschlüsselte E-Mail zu schreiben. Jasmin, Mariah und Kristina, die Veranstalterinnen dieser Cryptoparty, haben es vorher erklärt und helfen den anderen jetzt, die nötige Software zu installieren und sich durch die vielen Einstellungen durch zu kämpfen.
Dass hier lauter Frauen sind, ist Absicht. Auf anderen Cryptoparties sieht man fast nur Männer, die oft ein ganz anderes Computerwissen und vor allem Kommunikationsverhalten haben. Die Frauen, die hier her gekommen sind, wollen ohne Stress etwas darüber lernen, wie man in Zeiten der NSA seine Privatsphäre schützen kann. Jasmin studiert Wissenschafts- und Technikforschung und beschäftigt sich seit einem Jahr mit der Verschlüsselung. Ihr ist es wichtig, dass nicht nur Technikfreaks darüber Gedanken machen, sondern viele Leute: „Für mich geht es da um mein Grundrecht auf Privatsphäre. Ich finde, das ist Grund genug, sich als Privatperson mit Verschlüsselung auseinanderzusetzen. Wenn ich keine E-Mail-Verschlüsselung verwende, können die Menschen, die Zugriff haben auf den Server meines Providers diese Nachrichten ansehen.“
E-Mails sind heute wie Postkarten: Nicht nur die NSA, auch jeder andere, der das technische Knowhow hat, kann sie mitlesen. Und was könnte dort so Interessantes drin stehen? Zum Beispiel, welche Diagnose ein Arzt gestellt hat, dass jemand eine Affäre hat, politische Ansichten oder Details aus der Arbeit. Und im Anhang ist vielleicht eine Kreditkartenabrechnung, ein Steuerbescheid oder eine Telefonrechnung.
Ein sicheres Passwort verwenden
Das Verschlüsseln von E-Mails ist nicht technisch kompliziert, aber erfordert schon einigen Aufwand. Das Hauptproblem für die meisten Kursteilnehmer ist, dass sie noch keine E-Mail-Partner haben, die ebenfalls verschlüsseln. Jasmin meint, das sei eine Frage der Zeit. Wenn man erst einmal anfängt, machen bald auch andere mit. Vor allem natürlich solche, denen man wirklich etwas zu sagen hat. Aber auch abseits der E-Mails gibt es in unseren Computern viele sensible Daten und Fotos zu entdecken. Alles meist geschützt durch ein banales Passwort. Kristina, die Informatik an der TU studiert, legt dringend nahe, bessere Passwörter zu verwenden. So soll es mindestens acht Zeichen haben und weder Vornamen, noch einfache Zahlenkombinationen enthalten.
Noch ein häufiger Fehler: Dasselbe schöne Passwort für alles zu verwenden. Wer in einem öffentlichen WLAN im Kaffeehaus surft, muss sich besonders in Acht nehmen. Dazu kommen die Informationen, die wir ganz ohne Passwort preisgeben. Fleißig tippen wir in das kleine Google Suchfenster alles ein, was uns gerade durch den Kopf geht. Über die Jahre kommt da ein sehr genaues Portrait der Person zustande. Viele sind überrascht, wie genau die Werbungen, die sie zu sehen bekommen, ihre Wünsche und Bedürfnisse abbilden. Wer nicht mehr so offensichtlich nackt im Internet unterwegs sein will und seine Blößen bedecken möchte, dem sei herzlich eine der nächsten Cryptoparties empfohlen. Googeln sie einfach das Wort.