Raiffeisen vor Rückzug aus Ungarn?

Der mögliche Rückzug der Raiffeisen Bank International (RBI) aus Ungarn beherrscht heute auch die Wirtschaftsseiten der ungarischen Presse. Vor allem das Internet-Nachrichtenportal Napi.hu hat mit einem Bericht für Erstaunen gesorgt. Zu lesen ist, dass die kleine Szecseny-Bank die Raiffeisen-Bank Ungarn um einen Euro kaufen will und dafür im Gegenzug alle Haftungen und faulen Kredite übernehmen möchte.

Das Raiffeisen-Logo

(c) Hochmuth, APA

Mittagsjournal, 8.1.2014

Aus Budapest,

Kleine Bank soll Riesen schlucken

Über den Rückzug der RBI, der Raiffeisenbank International aus Ungarn kursieren hier in Budapest derzeit nur Gerüchte und Spekulationen. Jeder hält sich bedeckt, niemand will was dazu sagen. Eines dieser Gerüchte besagt, dass die Szécsény-Bank 1 Euro für die RBI-Ungarn bietet. Ein Angebot, das auch als schlechter Scherz verstanden werden kann, denn die RBI-Ungarn steht mit einem Buchwert in der Bilanz des Raiffeisen Konzerns, der sicher höher ist, als 1 Euro. Wie hoch der Buchwert ist, kann nicht gesagt werden. Raiffeisen hat ihn nicht veröffentlicht.

Dass ausgerechnet das Miniinstitut namens Szécsény-Bank Raiffeisen Ungarn kaufen möchte, mutet ebenfalls an, wie ein schlechter Scherz. Die Szécsény Bank existiert mehr auf dem Papier als im täglichen Geschäftsleben Ungarns. Sie hat eine 1 Filiale und einige Büros vor allem in ländlichen Gebieten, wo sie Agrargeschäfte finanzieren. Erst im vergangenen Juni ist der Staat Ungarn mit einem Kapital von rund 20 Millionen Euro eingestiegen und hält jetzt 49 Prozent. Die restlichen 51 Prozent gehören dem Geschäftsmann István Töröcskei, der im Vorstand des ungarischen Ölkonzerns MOL sitzt und zum engeren Kreis von Ministerpräsident Viktor Orbán zählt. Nach Recherchen der Tageszeitung Népszabadság betrug Ende 2012 der Verlust der Szécsény-Bank mehr als 3 Millionen Euro. Im Größenvergleich mit Raiffeisen Ungarn will eine Maus einen Elefanten schlucken.

Der ungarische Wirtschaftsminister Mihaly Varga hat sich gestern Abend im ungarischen Fernsehen daher eher skeptisch geäußert: Das Ganze ist nicht so einfach. ich würde keine großen Summen darauf wetten, dass diese Transaktion zustande kommt. Wir dürfen nicht vergessen, dass Raiffeisen seinen Eigentümern lange Jahre gute Gewinne gebracht hat. Es kann daher durchaus sein, dass sie letztlich doch nicht verkaufen.

Raiffeisen will die Gerüchte nicht kommentieren, man prüfe alle Angebote. Die Szécsény Bank war für den ORF nicht erreichbar.