Päpstliche Umfrage zu Ehe und Familie
Die katholischen Bischöfe Österreichs präsentieren dieser Tage die Ergebnisse der Vatikan-Umfrage zum Thema Ehe und Familie. Zur Vorbereitung auf eine Bischofssynode im Herbst will Rom wissen, wie Katholiken weltweit ihre Ehe- und Familienleben gestalten, und wie sie zu den kirchlichen Lehren in Bezug auf Ehe und Sexualität stehen. In Österreich hat jede Diözese auf Basis des Fragebogens eigene Umfragen durchgeführt, insgesamt gab es über 30.000 Rückmeldungen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.1.2014
Umformulierungen und Umdenken erwünscht
Die Skepsis gegenüber der kirchlichen Lehre in Bezug auf Ehe, Familie und Sexualität ist groß - zunehmend auch bei Personen und Gruppen, die der römisch-katholischen Kirche nahestehen. An sie hat sich die vom Vatikan initiierte Umfrage ja gerichtet. Bei den Themen Empfängnisregelung, Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen werde die Lehre als "unzeitgemäß und weltfremd" betrachtet, fasst etwa die Erzdiözese Wien die Ergebnisse ihrer Umfrage zusammen. Diakon Karl Langer von der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese war für die Durchführung der Umfrage verantwortlich. Die kirchlichen Dokumente werden als sprachlich und argumentativ kaum verständlich gewertet. Hier werden neue Formen des Denkens und Vermittelns gefordert.
Die kirchliche Hochzeit und andere Angebote der Kirche für Ehe und Familie haben jedoch nach wie vor einen hohen Stellenwert, zeigen die Umfragen. Kritik gab es an den zum Teil komplexen Fragen des Original-Fragebogen aus dem Vatikan; diesen haben etwa die Erzdiözese Wien und die Diözese Sankt Pölten verwendet. Die Diözese Graz-Seckau entwickelte einen eigenen Fragebogen mit leicht verständlichen Fragen, der auch von den Diözesen Gurk-Klagenfurt und Innsbruck übernommen wurde. Das führte zu einer entsprechend hohen Beteiligung: Mehr als 14.000 und damit fast die Hälfte der österreichweit 30.000 Antworten verzeichnete Graz-Seckau. Gerhard Hofbauer, Leiter des Familienreferats in der Diözese, zeigt sich zufrieden. Mit den Original-Fragen hätten die Menschen nur schwer etwas anfangen können. Man sei froh, dass man einen Weg gefunden habe, viele Menschen in die Fragestellung miteinzubeziehen und es ihnen so zu ermöglichen, ihre Meinung zu äußern.
Eigene Umfragen auf Basis des Vatikan-Fragebogens haben zudem die Katholische Aktion, die Katholische Jugend Wien und die Reformgruppen Laieninitiative und "Wir sind Kirche" durchgeführt. Der vatikanische Fragebogen richtete sich an Katholiken auf der ganzen Welt; die Ergebnisse dienen als Basis für eine Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie, die im Oktober in Rom stattfinden wird. Kommende Woche reisen die österreichischen Bischöfe nach Rom zum Ad-limina-Besuch und werden Papst Franziskus die Ergebnisse aus ihren Diözesen persönlich überbringen.