Pflanzenschutz: Weiter Ärger mit Pestiziden
Große Aufregung gab es im Vorjahr um Pestizide, die auf Bienen wie ein Nervengift wirken. Seit dem Herbst sind diese Neonicotinoide, die gegen einen gefährlichen Maisschädling eingesetzt werden, in Österreich weitgehend verboten. Nun hat die AGES per Notfallzulassung ein neues chemisches Schädlingsbekämpfungsmittel in Österreich erlaubt, obwohl es auch biologische Alternativen wie Fadenwürmer gibt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 1.2.2014
Biologische Waffe: Fadenwurm
Sie nennen ihn den Milliarden-Dollar-Käfer, den Maiswurzelbohrer, der in der Landwirtschaft großen Schaden anrichtet. Eingeschleppt wurde der Schädling mit amerikanischen Hilfslieferungen im Balkankrieg. In Europa hat der Käfer keine natürlichen Feinde und wird mit Pestiziden bekämpft.
Es gibt aber auch eine biologische Waffe, einen Fadenwurm, der die Larven des Pflanzenschädlings vertilgt. Diese Methode hat aber auch ihre Tücken, erklärt Günter Rohrer, Pflanzenbauexperte der Landwirtschaftskammer: "Es ist nämlich notwendig, dass die Nematoden, lebende Tiere, feucht in den Boden eingebracht werden. Es muss auch gewährleistet sein, dass sie im Boden nicht zu trocken landen und nicht innerhalb von kürzester Zeit durch Trockenheit absterben."
AGES erlaubt Pestizid im Schnellverfahren
Die Methode sei noch nicht ausgereift, sagt Rohrer, deshalb würden in den besonders gefährdeten Maisanbaugebieten in der Südoststeiermark und im Burgenland chemische Pflanzenschutzmittel gebraucht. Die AGES, die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, hat nun für knapp zehn Prozent der Maisanbaufläche das Pestizid Belem per Notfallzulassung erlaubt.
Pflanzenbau-Experte Rohrer: "Das Zulassungsverfahren, das läuft, ist ein mehrjähriges Verfahren. Heuer gibt es für den Übergang die Notfallzulassung." Für Bienen sei das Mittel ungefährlich, denn das Granulat müsse sofort eingeackert werden, erklärt Rohrer.
Weniger Förderung für Blumenwiesen
Für den Agrarsprecher der Grünen, Wolfgang Pirklhuber, ist Fruchtfolge das beste Mittel gegen Schädlinge - wenn also nicht jedes Jahr am selben Feld Mais angebaut wird. Er appelliert an Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP), der öffentlich kundgetan habe, dass die Fruchtfolge für ihn an erster Stelle stehe: "Ich verstehe jetzt nicht, warum aus seinem Haus, aus der AGES, eine Notfallverordnung für die Zulassung eines synthetischen Mittels kommt, obwohl es ganz eindeutig biologische Mittel gibt, die viel effizienter und eigentlich genauso wirksam sind wie die chemische Keule."
Außerdem habe eine Umfrage gezeigt, dass fast 70 Prozent der Bauern weniger Pestizide einsetzen wollen. Auch eine andere Gefahr für die Bienen sieht der Grüne Agrarsprecher: Künftig könnten Blumenwiesen, die wichtige Bienenweiden sind, verschwinden, weil die Bauern dafür weniger Förderung bekommen sollen.
Pirklhuber: "Der Vorschlag, noch unter Landwirtschaftsminister Berlakovich, sah vor, dass diese extensiven Grünlandflächen 75 Prozent weniger Förderungen bekommen. Das heißt, jeder Bauer muss schon aus Interesse an der Betriebsoptimierung Interesse an möglichst wenigen extensiven Flächen haben." Pirklhuber hofft nun auf einen neuen konkreten Vorschlag von der Regierung.