USA wollen endlich aus Afghanistan abziehen
Nach 13 Jahren will US-Präsident Barack Obama den Krieg in Afghanistan endlich beenden. Ende 2014 sollen alle US-Truppen das Land am Hindukusch verlassen haben. Doch eine bindende Vereinbarung darüber gibt es immer noch nicht. Seit Jahren verhandeln die USA und ihre internationalen Partner mit der afghanischen Regierung an einem Sicherheitsabkommen. Doch noch fehlt die Unterschrift der afghanischen Regierung - die USA werden langsam nervös.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.2.2014
10.000 Soldaten sollen bleiben
"Raus aus dem Krieg, raus aus Afghanistan." Die Worte von Obama sind verheißungsvoll: "Gegen Ende dieses Jahres werden wir unsere Mission in Afghanistan beenden", sagte er bei seiner alljährlichen Rede zur Lage der Nation. Amerikas längster Krieg werde endlich vorbei sein.
Ganz so endgültig ist es aber wohl doch nicht. 10.000 Soldaten sollen weiterhin in Afghanistan stationiert bleiben, forderte die US-Militärführung. 10.000 oder kein einziger - alles andere wäre sinnlos, sagen auch erfahrene Sicherheitsexperten wie der republikanische Senator John McCain. Das afghanische Militär sei stark, und mache stetig Fortschritte. "Aber wir müssen trotzdem vorsichtig sein. Denn wir wollen nicht, dass das Gleiche passiert wie im Irak: dort haben wir den Krieg gewonnen und den Frieden verloren, weil wir zu schnell abgezogen sind", warnte McCain.
"Taliban sind immer noch stark"
Denn die Taliban seien immer noch stark, sowohl militärisch als auch politisch, sagte Vonda Felbab Brown vom Brookings Think Tank in Washington. Langfristig sei Afghanistans Militär nicht in der Lage, gegen sie anzukommen. "Sie sind zu schlecht ausgerüstet und das ist auch unsere Schuld. Wir haben immer gesagt: Sorgt euch nicht, wir kümmern uns darum. Jetzt sagen wir: Oh, vielleicht doch nicht. Vielleicht seid ihr am Ende doch auf euch alleine gestellt", so Felbab Brown.
Wenn die afghanische Führung das Sicherheitsabkommen unterzeichne, könnten kleine US-Einheiten in Afghanistan bleiben, sagte Obama. Um die afghanischen Sicherheitskräfte zu unterstützen, und um Al-Kaida-Terrorzellen in Schach zu halten. Denn die Gefahr sei nicht gebannt, betonte der US-Präsident. "Wir werden weiterhin alles dagegen tun, dass die Terroristen Angriffe auf unser Land verüben."
Pakistan im Hinterkopf
Genau darin liegt für den US-Sicherheitsexperten Bruce Riedel auch der wahre Grund, warum die USA weiterhin in Afghanistan präsent bleiben wollen. "Wir brauchen Truppen in Afghanistan, um weiterhin Drohnen in Pakistan einzusetzen. Wir glauben nämlich, dass wenn die USA ihre Basen in Afghanistan aufgeben, sich die Al-Kaida in Pakistan ebenso stark etablieren wird wie im Irak." Afghanistan sei strategisch und geographisch ideal für den Einsatz von Drohnen, so Riedel.
"Das Problem ist nur, Drohnen sind geheime Aktionen. Daher können die USA nicht sagen: Wir wollen deshalb 10.000 Mann in Afghanistan behalten, weil wir die Al-Kaida in Pakistan wegblasen wollen", gibt er zu bedenken. Die USA haben also ein Kerninteresse. Und genau darum stelle die afghanische Führung derart viele Ansprüche an das Sicherheitsabkommen, sagte Afghanistan-Expertin Felbab Brown. "Wir haben gedacht, dass die Afghanen laut jubeln, wenn wir ihnen anbieten, weiterhin Truppen zur Verfügung zu stellen, jetzt sind wir perplex, dass sie die Unterschrift verweigern" so Felbab Brown. Die USA sollten die Karten offen auf den Tisch legen. "Entweder wir verhandeln ein ernsthaftes Abkommen aus, das Afghanistan stabilisiert. Oder wir ziehen ab."
Ungeduld bei den USA
Doch die USA werden jedenfalls ungeduldig. Ein Sicherheitsabkommen müsse noch vor den afghanischen Wahlen im April feststehen, fordern Politiker wie der republikanische Senator Lindsay Graham.
"Ohne einen unterzeichneten Vertrag ist es für den Kongress unmöglich, die Militäraktionen in Afghanistan zu finanzieren", erklärte Graham. Bisher hätten die Amerikaner pro Jahr 2,3 Milliarden Dollar dafür ausgegeben. Es sei schwierig, das zu erklären.
Vergangene Woche hat der US-Kongress die Finanzhilfe für Afghanistan um mehr als die Hälfte reduziert. Sonderlich optimistisch scheinen die USA also nicht zu sein.