Zahnspange: Nicht für alle gratis

Im Wahlkampf hat sie die SPÖ angekündigt - dann ist es aus budgetären Gründen still um sie geworden. Ein Tauschgeschäft mit dem Koalitionspartner ÖVP rund um das Steuerpaket macht nun die Einführung der Gratiszahnspange für Kinder und Jugendliche doch möglich. Allerdings: Die Gratiszahnspange kommt nicht sofort und bei weitem nicht für alle Kinder und Jugendlichen.

Morgenjournal, 13.2.2014

Einiges Kosten wird auch die Gratis-Zahnspange für Kinder und Jugendliche. Die SPÖ hat es im Wahlkampf versprochen; dann schien aber das Geld zu fehlen. Jetzt, nach einem Tauschgeschäft mit der ÖVP kommt sie doch. Aber die Sache hat gleiche mehrere Haken: Die Gratis-Zahnspange kommt nicht sofort und bei weitem nicht für alle Kinder und Jugendlichen, die eine Zahnspange tragen.

Bei starkem Fehlbiss

Ab Juli 2015 wird die Zahnspange gratis sein, allerdings nur für Kinder und Jugendliche bis 18, die eine massive Zahnfehlstellung haben. Gesundheitsminister Alois Stöger von der SPÖ rechnet mit nicht ganz 30.000 Kindern pro Jahrgang, ein Drittel eines Geburtsjahrganges, die eine Gratis-Zahnspange bekommen könnten.

Konkret sollen jene Kinder und Jugendliche Anspruch auf eine Gratis-Zahnspange haben, deren Kreuzbiss, Überbiss oder Unterkiefer-Vorbiss zu späteren medizinischen Folgeschäden führen könnten, also etwa zu Kauproblemen oder rascherer und einseitiger Abnützung der Kiefergelenke.

Diese Kieferregulierungen ziehen sich oft über mehrere Jahre und verursachen Kosten bis zu mehreren 1.000 Euro im Jahr. Zahnärzte sollen die Notwendigkeit nach einer internationalen Skala einschätzen, der Chefarzt der Krankenkassa muss die Gratis-Zahnspange bewilligen. Keinen Anspruch auf Gratis-Zahnspangen haben Kinder mit leichten Zahnfehlstellungen, etwa großen Zahnlücken oder einem leichten Vorbiss.

Wie viele Kinder das betrifft, lässt sich schwer eruieren. Silvia Silli vom Verband Österreichischer Kieferorthopäden schätzt die Zahl aber als nicht gering ein.

Die Krankenkassen werden für Zahnspangen bei leichten Fehlstellungen aber weiterhin so wie bisher einen Zuschuss bezahlen, betont das Gesundheitsministerium.

Berechnungen angezweifelt

Grundsätzlich begrüßt Silvia Silli vom Verband Österreichischer Kieferorthopäden das Vorhaben der Regierung als wichtigen Schritt. Dass die Mehrkosten für die Gratis-Zahnspangen aber nur 80 Millionen Euro pro Jahr ausmachen werden, wie vom Ministerium berechnet, bezweifelt sie: sie spricht vom Doppelten.

Skeptisch zeigen sich auch die, die die Gratis-Zahnspange im Detail erst ausverhandeln müssen. So lässt der Hauptverband der Sozialversicherungen ausrichten, woher das Geld dafür kommen soll, sei noch völlig unklar, und Claudius Ratschew von der Zahnärztekammer spricht von reiner Ankündigungspolitik der Regierung.

Gesundheitsminister Alois Stöger hält an den Berechnungen fest. Von der im Wahlkampf versprochenen Gratis-Mundhygiene für Kinder oder dem festsitzenden Zahnersatz für Jugendliche ist jetzt aber keine Rede mehr.