Zentralafrikanische Republik: Chaos und Säuberungen

Die humanitäre Katastrophe in Zentralafrika hat laut Vereinten Nationen unaussprechliche Ausmaße angenommen. Im Land sind massive ethnische und religiöse Säuberungen im Gang.

Morgenjournal, 15.2.2014

Das überwiegend von Christen bewohnte Land versinkt seit knapp einem Jahr im Chaos, nachdem muslimische Rebellen den Präsidenten gestürzt und die Macht an sich gerissen hatten. Christliche Milizen versuchen jetzt, die muslimische Minderheit gezielt auszulöschen. Die Muslime reagieren mit Racheaktionen. Mehr als 2.000 Menschen sind bereits getötet worden. Allein im Jänner haben Ärzte ohne Grenzen mehr als 1.700 Verletzte behandelt.

700.000 auf der Flucht

Mit Macheten, Messern und Schusswaffen metzeln einander Christen und Muslime in der Zentralafrikanischen Republik nieder. Auch in der Hauptstadt Bangi, erzählt Markus Bachmann Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen.

Mittlerweile sind 700.000 Menschen auf der Flucht. Besonders bedroht sind Muslime: Sie sind nur mehr in Flüchtlingslagern sicher. Wer das Camp verlasse, riskiere erschossen zu werden. Die Situation sei extrem dramatisch, sagt Bachmann. Die Kinder sind unterernährt, auch die Erwachsenen sind unterversorgt.

Das Welternährungsprogramm hat eine der größten Luftbrücken eingerichtet. Täglich landen in Bangui rund zwanzig Frachtmaschinen beladen mit Tonnen von Reis und Getreide. Bachmann versucht mit medizinischen Teams auch die Menschen am Land zu erreichen.

Internationale Truppen machtlos

Zum Schutz der Zivilbevölkerung sind in Zentralafrika bereits 4.000 afrikanische und 1.600 französische Blauhelmsoldaten im Einsatz. Frankreich schickt jetzt weitere 400 Mann. Die internationalen Truppen seien bis jetzt vollkommen machtlos, sagt Bachmann.

Die EU will sobald wie möglich weitere 500 Soldaten in die Zentralafrikanische Republik entsenden. Unterdessen eskaliert der religiöse Hass vollkommen. Vor vier Tagen haben christliche Milizen einen mutmaßlichen muslimischen Rebellen auf offener Straße mit Macheten und Steinen in Stücke gehakt und anschließend verbrannt.