Versorgungslücke bei Psychosomatik

Laut "Fehlzeitenreport" der Österreichischen Sozialversicherungen müssen immer mehr Männer und Frauen wegen psychischer Belastungen in den Krankenstand gehen. Eine Studie der Med Uni Graz gemeinsam mit der Donau-Universität Krems kommt zum Schluss, dass es gravierende Mängel in der medizinischen Versorgung von Patienten mit psychosomatischen Störungen gibt.

Mittagsjournal, 20.02.2014

Ein Drittel der Patienten betroffen

Sarah, 49, ist ständig verkühlt, kaum hat sie sich vom Schnupfen erholt, hat sie eine Woche später schon wieder einen grippalen Infekt mit Kopfweh und leicht erhöhter Temperatur. Ihr Immunsystem ist geschwächt durch zu viel Stress in der Arbeit gepaart mit einer äußerst problematischen Familiensituation. Für den Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Christian Fazekas, ist das ein klassisches Beispiel: "Wir können davon ausgehen, dass es dreißig Prozent der Patientinnen und Patienten sind, die einen merkbaren Vorteil davon hätten, wenn die psychosomatische Medizin strukturiert in Österreich angeboten werden könnte."

"Zweisprachige" Experten fehlen

Die fiktive Patientin Sarah würde von einer psychosomatisch fundiert ausgebildeten Hausärztin profitieren, die ihr nicht nur Halswehtabletten und entzündungshemmende Schmerzmittel verschreibt, sondern erkennt dass Sarah eine Kandidatin für ein Burnout ist. Die Realität ist aber oft eine andere, da es bis jetzt keine qualitätsgesicherte Ausbildung für das Gebiet der Psychosomatik in Österreich gibt. Daher fordert Fazekas die Einführung eines Zusatzfaches psychosomatische Medizin in der Ausbildung junger Ärzte. Man brauche im Gesundheitssystem dringend Experten, die beide Sprachen - die des Körper und die der Seele - können, so Fazekas: "Es fehlt die Brücke zwischen diesen beiden Welten", also Mediziner die in ihrem Fach umfassend diagnostizieren und dann die Gesundheitsberufe gut koordinieren können, wenn es eine Psychotherapie oder anderes braucht.

Fazit: Viele Krankheiten, wie chronische Verkühlungen, schwere Verspannungen bis hin zu Herzkreislaufstörungen und Diabetes können eine psychosomatische Ursache haben. Unserem Gesundheitssystem fehlten aber mehrheitlich Ärzte, die darauf spezialisiert sind zu behandeln, und zu erkennen, was genau hinter der Krankheit steckt. "Hier gibt es eine massive Unterversorgung", sagt Christian Fazekas, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychosomatik.