Kritik an Diabetes-Betreuung

Ein Prestigeprojekt der Krankenkassen ist ein ziemlicher Flop. Der unter dem Schlagwort "disease management" gestartete Versuch, Alters-Diabetes in den Griff zu bekommen, wird wenig angenommen. Nur 40.000 Diabetiker nehmen an dem Projekt teil, angepeilt waren sieben Mal soviel.

Mittagsjournal, 26.2.2014

In dem Projekt sollten Zuckerkranke zu einem gesünderen Lebensstil gebracht und durch regelmäßige Untersuchungen gravierende Folgeerkrankungen vermieden oder reduziert werden. Die ärztliche Diabetes-Gesellschaft kritisiert zudem, dass der positive Effekt für die Teilnehmer eher gering sei. Dem widersprechen die Krankenkassen, sehen aber auch Verbesserungsbedarf.

Kein flächendeckender Effekt

In Österreich leben etwa 400.000 Menschen mit der Diagnose Diabetes. Um deren Leben zu erleichtern, wurde ein spezielles Krankheitsmanagement entwickelt und angeboten. Aber nach mehreren Jahren nimmt nur knapp jeder Zehnte daran teil. Damit wurde das Ziel klar verfehlt, sagt der Arzt Peter Fasching von der Diabetes-Gesellschaft. Denn das sei zu wenig und erfasse zudem hauptsächlich Patienten, die sich schon bisher auf ihre Zuckerkrankheit eingestellt haben. Daher gebe es keinen flächendeckenden Effekt, der die Gesundheitsversorgung verbessert.

Frage der Vorgaben

Den Krankenkassen ist dieses Problem teilweise bewusst. "Es klappt nicht so, wie wir das wünschen", sagt Josef Probst, Generaldirektor im Hauptverband der Sozialversicherungen. "Wir wünschen uns, dass zwei Drittel der Diabetiker in Form von Disease-Management betreut werden. Das ist medizinische sinnvoll und machbar." Dafür brauche man eine höhere Quote der Anbieter, so Probst. Nur jeder fünfte Arzt würde seinen zuckerkranken Patienten auch die spezielle Betreuung anbieten. Das sei aber nicht due Schuld der Ärzte, sondern eine Frage genauer Regeln und damit der Gesundheitsreform.

Umstrittenes Anreizsystem

Die Ärzte sollen zu diesem Disease Management angehalten werden, mit Schulungen der Patienten und regelmäßigen Kontroll-Untersuchungen. Der Diabetologe sagt, es seien keine wirklichen Verbesserungen für die an diesem Programm teilnehmenden Patienten erkennbar, deshalb auch die fehlende Motivation und Bereitschaft. Peter Fasching schlägt daher vor, ein Anreiz-System für die Teilnahme am Diabetes-Programm, wie etwa eine herabgesetzte Rezeptgebühr oder innovative, aber teurere Medikamente.

Josef Probst will den Patienten lieber den Nutzen der Diabetesbetreuung schmackhaft machen. Beide sprechen sich aber dafür aus, das Diabetes Programm weiterzuentwickeln.