Burgtheater: Wirtschaftsprüfer bestätigen Vorwürfe gegen Stantejsky

Der Aufsichtsrat des Burgtheaters hat heute einen Wirtschaftsprüfer-Bericht zur Finanzmisere des Hauses vorgelegt. Darin werden die schon im Zwischenbericht erhobenen Vorwürfe gegen die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin, Silvia Stantejsky, bekräftigt. Nun wird der Staatsanwalt eingeschaltet.

Abendjournal, 27.2.2014

"System vorgetäuschter Liquidität"

"Frau Stantejsky hat ein intransparentes Umfeld geschaffen, welches es unmöglich machte, ein wirksames Internes Kontrollsystem einzurichten", heißt es in dem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Sie habe ein System der Abschottung aufgebaut, in dem nur sie über maßgebliche Informationen und Dokumente verfügt habe. Sie habe Bilanzfälschungen begangen und ein System vorgetäuschter Liquidität aufgebaut, in dem die Kassa das zentrale Instrument gewesen sei. "Diese Vorgehensweise widerspricht den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung", so der Bericht.

"Wahre Lage verschleiert"

Offenbar hatte das Burgtheater bei der BAWAG/PSK über einen Kreditrahmen verfügt, der mit 31. August 2011 7,5 Mio. Euro betragen habe, mit der Vorgabe, diesen jährlich um 750.000 Euro zu reduzieren. "Diese Vorgaben wurden auch zum jeweiligen Stichtag eingehalten", heißt es im Prüfbericht, der detailliert nachzeichnet, wie Stantejsky dies erreichte: Durch hohe Einzahlungen unmittelbar vor dem jeweiligen Bilanzstichtag am 31. August habe Stantejsky Geldmittel zugeführt, um die wahre finanzielle Lage des Hauses zu verschleiern.

2011 betrug die Summe der Einzahlungen in den drei Tagen vor dem Stichtag 70.743 Euro, 2012 183.728 Euro und 2013 54.409 Euro. Ob Stantejsky dabei auf eigene Mittel oder ihr treuhändisch zur Vermögensverwaltung übergebene Mittel von Dritten (wie Ensemblemitgliedern) zurückgegriffen habe, sei bisher nicht schlüssig geklärt, so die Prüfer.

"Gefälschte Belege"

Die Prüfer merken weiters an, dass die gleichzeitige Wahrnehmung von Interessen als Geschäftsführerin des Burgtheaters sowie der Vermögensverwalterin von Dienstnehmern "äußerst kritisch zu betrachten" sei. Die in den Folgemonaten wieder erfolgten Mittelentnahmen seien "durch gefälschte Belege und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen" erfolgt. Bei zahlreichen durchgeführten Akontozahlungen habe die entsprechende Vertragsgrundlage nicht nachvollzogen werden können, da Verträge nicht auffindbar gewesen seien.

Umfangreicher Tatverdacht

Vorgelegt wurde der Bericht am Nachmittag durch Burgtheater-Aufsichtsratspräsident Georg Springer. Dabei hieß es, die erste rechtliche Prüfung des Berichts habe unter anderem den Verdacht auf Urkunden-, Beweismittel- und Bilanzfälschung, Geldwäsche sowie Untreue ergeben. Man werde den Bericht der Staatsanwaltschaft übermitteln. Es müsse davon ausgegangen werden, dass durch das Verschulden der ehemaligen kaufmännischen Geschäftsführung ein Schaden von 7 bis 8 Mio. Euro entstanden sei.

"Ja, ich bin für das mitverantwortlich. Das ist überhaupt keine Frage", sagte Springer. Seit man jedoch am 11. November 2013 im Rahmen eines Erstentwurfs eines Gebarungsprüfungsberichts auf Ungereimtheiten aufmerksam gemacht worden sei, habe man gehandelt. (Text: APA, Red.)

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