Expertin: "Gesichtswahrenden Ausweg bieten"

Constanze Stelzenmüller, Außenpolitikexpertin vom German Marshall Fund of the United States in Berlin, sagt, dass Wirtschaftssanktionen Russland sehr wohl treffen könnten. Sie spricht sich für ein Deeskalationsangebot an Russland aus und dafür, dass man Präsident Wladimir Putin einen "gesichtswahrenden Ausweg" anbieten sollte.

Mittagsjournal, 7.3.2014

Constanze Stelzenmüller vom German Marshall Fund im Gespräch mit

"Russland könnte legitime Interessen verwirken"

Constanze Stelzenmüller, Außenpolitikexpertin beim German Marshall Fund mit Sitz in Berlin, sagt, sie glaube nicht, dass der Westen die ukrainische Halbinsel Krim aufgegeben hat und nur noch ein solidarisches Scheingefecht an der Seite der Ukraine führt? Dagegen spreche alles, was derzeit passiert. Das Problem sei, dass Russland legitime Interessen auf der Krim und sogar in der Ukraine habe, sagt Stelzenmüller, historische Gründe, aber auch große ethnische russische Minderheiten in der Ukraine und die russische Militärbasis in Sewastopol.

"Man kann natürlich legitime Ansprüche und legitime strategische Interessen verwirken – und Russland scheint auf dem besten Weg zu sein, das zu tun", so Stelzenmüller. Die Außenpolitikexpertin macht sich für eine Deeskalation stark und empfiehlt dem Westen, Russland einen gesichtswahrenden Ausweg zu bieten.

Sanktionen könnten Russland weh tun

Es müsse versucht werden, Russland klar zu machen, dass wenn es weiter so handelt wie jetzt, der Westen andere Seiten aufziehen wird. Wirtschaftliche Sanktionen oder institutionelle Ausschlussmaßnahmen könnten Russland – anders als in der aktuellen Debatte immer wieder behauptet – sehr wohl empfindlich stören, sagte Constanze Stelzenmüller

Was Europa auf der anderen Seite der ukrainischen Übergangsführung klar machen müsse, sei der europäische Grundwert des Schutzes von ethnischen Minderheiten, sagt die Außenpolitikexpertin. Generell sei die völkerrechtliche Lage auf der Krim sehr kompliziert.

"Sollten die Russen einen Krieg vorbereiten, was keiner hoffen kann und was man ihnen ausreden sollte - denn da ziehen sie den Kürzeren - wird der Westen gezwungen sein, sehr klar zu machen, dass das nicht akzeptabel ist."