Ukraine: Grenzkontrollen zu Russland
Russische Soldaten sind auf der ukrainischen Halbinsel Krim, viele fragen sich, ob das nicht erst der Anfang ist, ob Russland nicht auf den Osten der Ukraine in seinen Einflussbereich bringen will. Die Grenze zwischen Russland und der Ukraine ist gemeinhin eine sehr offene Grenze. Doch angesichts der angespannten Lage mit Russland hat die neue ukrainische Regierung nun beschlossen, die Grenzkontrolle für Einreisende aus Russland zu verstärken.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 7.3.2014
Von der ukrainisch-russischen Grenze,
Genaue Kontrollen
Die Grenzstation Choptivka – knapp 40 Kilometer östlich von Charkiv: der klassische kleine Grenzverkehr spielt sich hier ab: man fährt einkaufen über die Grenze, macht Verwandtenbesuche. In normalen Zeiten wird hier einfach durchgewunken.
Doch es sind keine normalen Zeiten – niemand traut sich derzeit voraussagen, wie sich Russland konkret Präsident Putin weiter gegenüber der Ukraine verhalten wird. Die vielen Hinweise, dass russische Provokateure ins Land eingeschleust wurden, verunsichert die Menschen hier. Die neue ukrainische Regierung hat alle Grenzposten nach Russland hin verstärken lassen und genaue Kontrollen angeordnet. Wir untersuchen alle Autos, alle Taschen, wir sind mit Spürhunden unterwegs. Alle Dokumente werden genau geprüft, erklärt der oberste Kommandant des Grenzpostens hier, Dmitro Zuravl.
Das Grenzpersonal wurde verdoppelt. Es gibt auch viel mehr Grenzübertritte in letzter Zeit. In der Vergangenheit waren die Grenzübertritte in beide Richtungen mehr oder minder ausgeglichen. Doch in den letzten Tagen hat sich das geändert. Weit mehr Russen reisen ein, als wieder ausreisen. Allein an dem Grenzübergang hier sind es um 1.000 mehr.
Enge Verwandtschaftsverhältnisse
Die neue ungewohnte Prozedur der Grenzkontrollen lassen die Menschen hier geduldig über sich ergehen. Das ist alles in Ordnung, ich verstehe das, sagt Igor, er kommt aus dem russischen Belgorod, unweit der Grenze. Und will seine Mutter in Charkiv besuchen.
So wie er haben viele hier Verwandte jeweils jenseits der Grenze. Eine Grenze, die es jahrzehntelang während der Sowjetunion ja gar nicht wirklich gegeben hat. Und so konnten sich enge Verbindungen hier entwickeln. Wir in Belgorod leben und fühlen sehr mit den Ukrainern, was jetzt in ihrem Land passiert. Wir haben so viele Freunde hier und Familie. Wir hoffen, dass die Ukraine das alles gut übersteht und nicht zerbricht.
Dass ausgerechnet sein Land, Russland, ein Auseinanderbrechen der Ukraine anstachelt, gefällt Igor nicht. Die Defacto-Invasion der Krim durch russische Truppen sieht er kritisch: Natürlich kann in keinem Fall Russland über das Schicksal der Krim entscheiden, wir brauchen keine Spannungen, der Westen kritisiert uns dafür, dass Russland sich einmischt. Zu Recht, wie ich meine. Die Krim gehört zur Ukraine, sagt er und fährt los, Richtung Charkiv, vorbei an einem kleinen ukrainischen Grenzcafe, auf dessen Dach eine alte Leuchtschrift prangt, mit ungewollt politischer Aktualität, hoher politischer Aktualität: Willkommen im Café Krim, steht da geschrieben, sagt er und fährt los, Richtung Charkiv, vorbei an einem kleinen ukrainischen Grenzcafé am Straßenrand, auf dessen Dach eine alte Leuchtschrift prangt von ungewollt höchst politischer Aktualität: Willkommen im Café Krim steht da geschrieben.