Ukraine: Janukowitsch-Auftritt ohne Ansagen
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hat der ukrainische Ex-Präsident Viktor Janukowitsch eine Pressekonferenz gegeben. Die Journalisten warteten gespannt, was Janukowitsch zum geplanten Krim-Referendum sagen würde. Doch der blieb die Antwort schuldig. Überhaupt wurden mehr Fragen offen gelassen als beantwortet.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.3.2014
Aus Moskau
"Bleibe einziger legitimer Präsident"
Wenn sich Janukowitsch an die Presse wendet, so ist man in Russland überzeugt, dann tut er das wohl nicht, ohne sich vorher mit der russischen Führung abgesprochen zu haben. Und so warten alle gespannt: Wird der entmachtete ukrainische Präsident dem Kreml nun die Argumente liefern, um die Krise um die Krim zu entspannen? Etwa, indem er sagt, mehr Autonomie für die Krim sei natürlich wünschenswert, aber trotzdem müsse die Einheit der Ukraine erhalten bleiben? Oder aber wird Janukowitsch das am Wochenende auf der Krim angesetzte Referendum über den Beitritt der Halbinsel zu Russland gutheißen - sozusagen als einzigen Ausweg in der derzeitigen Situation - und damit Russland ein weiteres Arguement in die Hand geben, den derzeitigen Eskalations-Kurs fortzusetzen? Doch die Überraschung in Russland ist groß: Janukowitsch tut bei seiner heutigen Pressekonferenz weder das eine noch das andere.
"Ich möchte unterstreichen, dass ich nicht nur der einzige legitime Präsident der Ukraine, sondern auch der Oberkommandierende der Streitkräfte bleibe", sagt Janukowitsch einmal mehr. Die für den 25.Mai angesetzte Neuwahl des Präsidenten bezeichnet er als illegitim, die Übergangsregierung als Banditen und Extremisten, die das Land in einen Bürgerkrieg treiben, und dem Westen wirft er vor, mit solchen Politikern zusammenzuarbeiten: "Haben sie vergessen, was Faschismus ist?", sagt Janukowitsch.
Alle Auswege offen halten
Die Krim hingegen erwähnt er nur in einem Satz, er beginnt mit einem Vorwurf an die Übergangsregierung: "Ihre Handlungen führen dazu, dass sich die Krim abspaltet, und bedroht von Maschinengewehren fordert auch die Bevölkerung des Südostens, dass sie und ihre Rechte geachtet werden. Aber wir werden diese dunklen Zeiten überstehen, die von ihnen an der Nase herumgeführten Menschen werden alles durchschauen, das Land wird auferstehen und wieder zusammenfinden."
Soll das heißen, dass Janukowitsch hofft, dass die Krim bei der Ukraine bleibt? So ganz klar ist das nicht - aber vielleicht hat Janukowitsch ja auch nur das getan, was er, wie ihm seine Kritiker vorwerfen, stets tut - sich für alle möglichen künftigen Entwicklungen einen Ausweg offenzuhalten.