Syrischer Exilpolitiker: Kein Ende des Konflikts

Seit drei Jahren schon blutet Syrien im Bürgerkrieg, und immer noch gibt es keine Hoffnung auf ein Ende. Auch die syrische Exilopposition blickt nach den gescheiterten Friedensgesprächen in Genf pessimistisch in die Zukunft. Georges Sabra, der Präsident des Syrischen Nationalrates und eine der Schlüsselfiguren der syrischen Opposition, ist derzeit in Wien. Er spricht über seine Sicht auf die Lage.

Mittagsjournal, 14.3.2014

Ausstieg der Opposition war Strategie

Nach drei Jahren Bürgerkrieg ist Syriens Präsident Baschar al-Assad nach wie vor an der Macht. Die Uneinigkeit innerhalb der Opposition in- und außerhalb des Landes spiele ihm in die Hände, heißt es immer wieder. Georges Sabra sieht das naturgemäß anders. Sein Syrischer Nationalrat ist der größte Block innerhalb der syrischen Exil-Koalition. Als sich diese entschloss, an den jüngsten Friedensgesprächen mit Regimevertretern in Genf teilzunehmen, stieg der Nationalrat kurzerhand aus dem Bündnis aus.

Nicht aus Protest, sondern aus strategischen Überlegungen, sagt Sabra heute: "Wir wollten Druck auf die internationale Gemeinschaft ausüben. Ich denke, es war ein weiser Entschluss von uns, dass ein Teil der Opposition an den Verhandlungen teilnahm, während ein anderer Teil bereits in die weitere Zukunft dachte." Von den Verhandlungen mit den Machthabern hätte man sich nichts erwarten können.

Mehr Unterstützung gefordert

Mittlerweile ist der Syrische Nationalrat wieder in die Syrische Nationale Koalition zurückgekehrt; diese wird auch vom Westen und den arabischen Golfstaaten unterstützt. Vor allem von der EU fordert Sabra mehr Unterstützung, wie etwa Waffenlieferungen an die Rebellengruppen in Syrien. Dass auch von Gräueltaten vonseiten der Regimegegner immer wieder zu hören ist, führt der Exilpolitiker auf den wachsenden Einfluss islamistischer Gruppen zurück.

"Das syrische Regime hat manche dieser Leute aus der Haft befreit. Und auch im Irak wurden Gefangene freigelassen und nach Syrien geschickt. Wir haben sie im Auge, aber wir vertrauen auch unseren Leuten. Die Freiheitskämpfer in Syrien haben gegen diese Terroristen demonstriert oder bekämpfen sie direkt. Sie wollen sie aus dem Land heraushaben", sagt Sabra.

"Der Kampf wird weitergehen"

140.000 Opfer hat der syrische Bürgerkrieg bisher gefordert, die Hälfte der Bevölkerung ist bereits geflohen. Ein baldiges Ende des Konflikts sei nicht in Sicht, so Exilpolitiker Georges Sabra: "Derzeit schauen alle auf den Konflikt in der Ukraine, und das Regime kann mit der Gewalt ungehindert weitermachen. Aber glauben Sie mir: Der Kampf wird weitergehen, bis wir ein demokratisches Syrien haben."

Denn der Preis, den die Bevölkerung für die erhoffte Freiheit zahlen musste, so Georges Sabra, sei zu hoch, um aufzugeben.

Präsidentenwahlen in Vorbereitung

Während die Situation in Syrien angespannt bleibt, sollen jetzt auch noch Präsidentenwahlen vorbereitet werden. In den Augen von UNO-Vermittler Lakhdar Brahimi ist das ein möglicher Todesstoß für die ohnehin stockenden Friedensgespräche.

Mittagsjournal, 14.3.2014

UNO-Sondervermittler Lakhdar Brahimi

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