Industrie: Standort Österreich verliert Attraktivität
Aus der Sicht der Industriellenvereinigung war der Standort Österreich einmal attraktiv, jetzt sei er jedoch nicht: Zu viel Bürokratie und zu hohe Kosten pro Mitarbeiter und für Energie.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 16.4.2014
"Vertrauensverlust in Wirtschaftspolitik"
Die voestalpine baut ein Werk in den USA, der Handy Lautsprecherhersteller Knowles verlagert die Produktion von Wien komplett nach Asien und zumindest die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich denkt laut darüber nach, die Zentrale nach Passau zu verlegen. Es sind Beispiele, die Schule machen könnten. Aus Sicht der Industriellenvereinigung war der Standort Österreich attraktiv, er ist es im Moment jedoch nicht, resümiert Generalsekretär Christoph Neumayer. Er sieht darin das Resultat eines "schleichenden Prozesses der Standortverschlechterung und eines Vertrauensverlustes in den Standort, aber primär in die Wirtschafts- und Industriepolitik".
Arbeit und Energie zu teuer
Im internationalen Vergleich gebe es noch immer zu viel Bürokratie. Außerdem seien in den vergangenen fünf Jahren besonders die Kosten pro Mitarbeiter zu stark gestiegen. Nach EU-Statistik kostet den Arbeitgeber eine Arbeitsstunde in Österreich im Schnitt 31,4 Euro - ein Spitzenwert in der Eurozone. Neumeyer sieht darin ein "System der Abschöpfung".
Neumayer vom Interessensverband der Industrie setzt auf niedrigere Arbeitskosten, die Energiepreise müssten günstiger sein und Klimaschutzziele dürften nicht zu hoch gesteckt werden. Vor allem brauche es jedoch Verlässlichkeit und Nachvollziehbar von Seiten der Politik.
IHS für Investitions- und Innovationsoffensive
Ob Industrie, Handel oder Bank - im Wettbewerb müssten die Kosten erst einmal verdient werden, sagt Christian Keuschnigg, Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS). Ohne Reformen, gerade beim Faktor Arbeit, würden Firmen unter Zugzwang geraten. "Exportieren wird schwieriger, wenn die Produkte teurer sind. Oder die Länder produzieren in anderen Ländern, wenn es dort billiger ist. Oder man produziert in Österreich und kauft besonders lohnintensive Vorleistungen im Ausland zu."
Weniger Produktion in Österreich bedeute weniger Beschäftigung, weniger Steuereinnahmen und damit noch weniger Spielraum bei der Budgeterstellung. Keuschnigg spricht sich für eine Investitions- und Innovationsoffensive aus. Das stärke die Wettbewerbsfähigkeit. Erfolgreiche Forschung und Entwicklung rechtfertige höhere Preise, sichere Arbeitsplätze und verringere zumindest die Gefahr, dass Unternehmen abwandern oder zusperren.
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