Kein Grund zum Feiern für Portugiesen

Portugal ist offiziell gerettet, aber hinter den Kulissen sieht es nicht gerade rosig aus. Jeder sechste Portugiese hat keine Arbeit, unter den Jungen sogar jeder Dritte - was haben sie von einem Staat zu erwarten, der sich gerade selbst über Wasser halten kann?

Mittagsjournal, 5.5.2014

Unmut trotz Aufwärtstrend

Die Eckdaten der portugiesischen Wirtschaft haben sich verbessert, die Exportwirtschaft entwickelt sich gut. Erstmals seit 20 Jahren gibt es einen Überschuss in der Leistungsbilanz. Im Augenblick spricht die Regierung von einem Erfolg des Sparkurses. Doch jeder sechste Portugiese hat keine Arbeit, unter den Jungen sogar jeder Dritte. Die Lage der Bevölkerung hat sich durch den Sparkurs zweifelsohne verschlechtert. Die Arbeitslosigkeit steigt, viele gehen ins Ausland. Die, die einen Job haben müssen mehr arbeiten und bekommen dafür weniger Geld. Arbeitsschutzgesetze sind gelockert worden, die Bevölkerung ist unzufrieden.

Rezession trifft die Kleinsten

Die Opfer der Finanzkrise und Sparprogramme sind die Kinder, die UNICEF hat wiederholt Alarm geschlagen, dass in Portugal die Rechte von Kindern verletzt werden - Armut, Hunger, keine Chance auf Bildung - und das mitten in Europa. Die Hoffnung liegt auch auf Europa. Wenn der Wirtschaftsmotor der EU gut läuft, dann wird Portugal davon profitieren und sich alleine über Wasser halten können und für diese Generation eine Zukunft schaffen.

Regierung setzt auf langen Atem

Der Ausstieg aus dem Rettungsschirm und die Rückkehr in die finanzielle Selbstständigkeit ist kein wirklicher Grund zum Feiern für die Portugiesen. Für die Mitte-Rechts-Regierung von Premier Passos-Coelho bedeutet das am 25. Mai bei den Europa-Wahlen wahrscheinlich auch einen deutlichen Stimmenverlust. Wie stark sich die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu Buche schlagen wird, lässt sich dabei schwer vorhersagen. Die Regierung versucht, die positiven Daten der Wirtschaftserholung hervorzustreichen, und stellt den Sparkurs als Erfolg dar. Die Hoffnung liegt für sie aber mehr darauf, dass sich das Blatt bis zu den nächsten Parlamentswahlen so weit wendet, dass sie dann bereits davon profitieren kann.

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