Laue EU-Frühjahrsprognose

Die Wirtschaft der Eurozone wird langsamer wachsen als erwartet, rechnet die EU-Kommission in ihrer aktuellen Prognose. Im kommenden Jahr wird es vermutlich nur um einen halben Prozentpunkt mehr als heuer, nämlich 1,7 Prozent. Und die Arbeitslosigkeit in den 18 Ländern der Währungsunion geht deshalb vermutlich nur langsam zurück.

Mittagsjournal, 5.5.2014

Schätzung nach unten korrigiert

Diesmal ist es nicht Olli Rehn, der in den vergangenen Jahren sonst immer die schlechten Nachrichten übermittelt hat. Der EU-Währungskommissar, der für die Wirtschaftsprognosen der EU-Kommission verantwortlich zeichnet, ist im EU-Wahlkampf. Schon allein das deutet auf eine Entspannung der Wirtschaftssituation in Europa hin, die EU-Transportkommissar Siim Kallas heute mit Zahlen bestätigt: "Nachdem Europas Wirtschaft die Rezession vor einem Jahr hinter sich gelassen hat, bleibt der Ausblick weiter positiv."

Die europäische Wirtschaft wächst laut EU-Prognose heuer um 1,6 Prozent, in der Eurozone sind es 1,2 Prozent. Im nächsten Jahr weist die Kommission ein Wachstum von 2 Prozent für die gesamte EU und 1,7 Prozent für die Eurozone aus. Damit korrigiert die Brüsseler Behörde ihre letzte Schätzung für 2015 um 0,1 Prozentpunkt nach unten.

Reformen greifen

Fast in allen EU-Ländern geht es bergauf - vor allem in den meisten sogenannten Programmländern sind die Wachstumszahlen mitunter beachtlich. In Griechenland werden für heuer ein leichtes Plus von 0,6 Prozent und im nächsten Jahr 2,9 Prozent erwartet. In Irland, das im Dezember der Eurorettungsschirm verlassen hat, liegen die Wachstumsraten heuer bei 1,7 und im nächsten Jahr bei 3 Prozent. EU-Kommissar Siim Kallas sieht dies als Bestätigung für den beinharten Spar- und Reformkurs der letzten Jahren: "Unsere Reformmaßnahmen haben sich ausgezahlt. Aktuell sehen wir eine tiefe strukturelle Veränderung in Europa und sie sind Grund dafür, dass sich die Erholung fortsetzt. Vergessen wir nicht, dass Zweifel an der Reformfähigkeiten der Beginn unserer Schuldenkrise waren."


Für einen nachhaltigen Aufschwung müsse an den Reformen festgehalten werden, dies werde auch langfristig für einen Rückgang der Arbeitslosenquote führen, sagt der EU-Kommissar. Die Arbeitslosigkeit geht den Prognosen zufolge nur sehr langsam zurück.

Schulden steigen

Ein gemischtes Bild gibt die Staatsverschuldung ab - sie steigt in ganz Europa leicht an, nur wenigen Ländern gelingt der Schuldenabbau. Österreich knackt erstmals die 80 Prozent-Marke. Konkret sind es 80,3 Prozent fürs heurige Jahr, fürs nächste Jahr weist die EU-Kommission 79,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt aus. Verantwortlich dafür ist die Hypo Alpe-Adria-Bank. Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) war in seiner Budgetrede für heuer von 79,2 Prozent ausgegangen.