Gefangenentausch mit Boko Haram?
Lediglich der Norden Nigerias sei in der Gewalt der extrem-islamistischen Sekte Boko Haram, berichtet die freiberufliche Journalistin Kathrin Gänsler, die in Nigeria lebt. Die Drohungen der Gruppe, ihre Geiseln zu verkaufen, betrachtet sie zum Teil als Propaganda. Eine Möglichkeit zur Befreiung wäre ihrer Ansicht nach ein Gefangenentausch.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 8.5.2014
Die in Nigeria lebende Journalistin Kathrin Gänsler im Gespräch mit
Gefährlicher Norden
Vor allem in abgelegenen Gebieten im Norden, etwa an der Grenze zu Kamerun, mangle es an Sicherheit, schildert Gärtler. In diesem Gebiet fehle es an Polizeiposten und Militär. In diese entlegenen Dörfer einzufallen und Menschen umzubringen, ist für Boko-Haram-Gruppen daher sehr einfach. Es gebe im Norden mittlerweile einige Gebiete, die für Journalisten zu gefährlich wären, sagt Gänsler. Aber Recherchen seien nach wie vor möglich.
Ihr zufolge ist das, was man über das Schicksal der Mädchen erfahren kann, oft Gerücht. Die Botschaft, nach der die Mädchen verkauft oder zwangsverheiratet werden sollen, ist am Montag aufgetaucht und hat weltweit für Empörung gesorgt. Ob die Mädchen tatsächlich verkauft werden, sei aber völlig unklar, so Gänsler. Denn diese Gruppe setze massiv auf Propaganda. Und mit solchen Aussagen schaffe sie es, die internationale Gemeinschaft aufzuschrecken. Damit bekomme sie die Aufmerksamkeit, die sie haben möchten.
Wer ist Boko Haram?
Die Gruppe existiere bereits seit zwölf Jahren, aber in der Hauptstadt Abuja habe man das Problem die längste Zeit ignoriert – als ein Problem des Nordens, so Gänsler. Das habe sich erst 2011 geändert, als das Hauptquartier der Polizei und das Gebäude der Vereinten Nationen angegriffen wurden. Ein Problem sei nach wie vor, dass unklar ist, wer wirklich hinter Boko Haram steckt. Es gebe Spekulationen, dass das Politiker aus dem Norden sein könnten, mit denen man sich nicht anlegen möchte, sagt Kathrin Gänsler.
Präsident Goodluck Jonathan habe vor etwa einer Woche gesagt, Boko Haram habe nach wie vor kein Gesicht, daher sei es auch nicht möglich, einen Dialog mit dieser Gruppe zu führen. Viele Menschen in Nigeria, vor allem im Norden, bezweifelten das aber. Das liege daran, dass vor allem früher, als die Sekte noch relativ klein war, immer bekannt war, wo Boko-Haram-Kämpfer wohnten und sich aufhielten. Daher müsste es möglich sein, auch die Führungsebene von Boko Haram zu finden – wenn der politische Wille dazu wirklich da wäre.
Mädchen gegen Gefange tauschen?
In Nigeria hat man jetzt das Hilfsangebot der US-Geheimdienste angenommen, um die entführten Mädchen zu finden. Eine große Militärintervention aber könnte für die entführten Kinder sehr gefährlich werden. Eine Hoffnung ist aber, dass man zum Beispiel die Mädchen gegen gefangene Boko-Haram-Mitglieder austauschen könnte.