Firtasch zu Ö1: "Werde Prozess gewinnen"

Der von den USA gesuchte ukrainische Oligarch Dmitri Firtasch (46) weist im Ö1-Interview alle Vorwürfe zurück. Firtasch ist gegen 125 Millionen Euro Kaution in Österreich auf freiem Fuß. Die USA werfen ihm Korruption bei Auslandsgeschäften vor und fordern seine Auslieferung. Firtasch sieht dafür politische Hintergründe und zeigt sich zuversichtlich, den Prozess zu gewinnen.

Mittagsjournal, 16.5.2014

Petra Pichler,

"Von hinten bis vorne erfunden"

Für Firtasch ist die Sache klar: "Es ist völlig absurd. Ich verstehe nicht, wofür wir Bestechungsgelder bezahlen hätten sollen, da wir keine Lizenz bekommen haben, gar nichts. Bei Bestechung kommt es darauf an, was man als Gegenleistung bekommt. Wir wollten nur in dem Land Geschäfte machen und rund zweieinhalb Milliarden Dollar investieren. Ich bin überzeugt, dass wir diesen Prozess gewinnen, daran gibt es keinen Zweifel, weil der von hinten bis vorne erfunden ist. Wie da vorgegangen wurde, welche Zeitpunkte gewählt wurden - das ist alles fabriziert, ganz klar unter politischen Gesichtspunkten. Aber ich bin sicher, dass wir gewinnen werden", gibt sich Firtasch im Interview mit Christian Wehrschütz zuversichtlich.

Stand des Verfahrens

Der ukranische Milliardär Dmitri Firtasch ist zehn Tage in Österreich in Auslieferungshaft gesessen, auf Basis eines US-Haftbefehls. Die US-Justiz wirft Firtasch vor, er habe in Indien Amtsträger bestochen. Gegen eine Rekordkaution von 125 Millionen Euro kam der Geschäftsmann letztlich wieder auf freien Fuß. Er musste seinen Reisepass abgeben und darf Österreich bis zur Gerichtsentscheidung über das Auslieferungsbegehren der USA nicht verlassen.

"Es ist ein sehr außergewöhnlicher Auslieferungsfall", ist aus der österreichischen Justiz zu hören. Mittlerweile sind alle Unterlagen aus den USA zum Fall des ukrainischen Oligarchen in Wien eingetroffen. Sie sollen laut Justizinsidern nicht sehr stichhaltig sein.

Unklares Interesse der USA

Das FBI Chicago wirft Firtasch und anderen vor, seit 2006 mindestens 18,5 Millionen Dollar Bestechungsgelder an indische Politiker und Staatsbeamte bezahlt zu haben, um an Lizenzen zum Abbau von Rohstoffen für Titan heranzukommen. Eine Anklage soll laut Schweizer Handelsblatt bereits seit 2013 vorliegen. Allerdings war sie bis letzten Monat "versiegelt". Firtaschs Anwälte bezweifeln die Zuständigkeit der USA für den Fall. Die Argumentation der US-Justiz, warum sie zuständig ist, ist jedenfalls für ein Auslieferungsbegehren recht ungewöhnlich, weil amerikanische Interessen in keiner Weise direkt betroffen sind. Von US-Seite wird argumentiert, dass Teile der Schmiergelder über die USA transferiert worden seien. All das gibt Gerüchten Nahrung, etwa dass US-Firmen selbst an den Titan-Rohstoff-Minen interessiert sein könnten.

Die US-Anwälte von Firtasch bezeichnen die Vorwürfe jedenfalls als fadenscheinig. In der New York Times hat sich ein ehemaliger Mitarbeiter Firtaschs zu Wort gemeldet. Der gebürtige Inder, der lange in den USA gelebt hat, beschuldigt das FBI, man habe versucht, ihn zu Falschaussagen zu nötigen, um Firtasch in die Falle zu locken. Im österreichischen Auslieferungsverfahren, das von der Staatsanwaltschaft Wien geprüft wird, spielt die Frage der Zuständigkeit der USA für den Fall Firtasch laut Auslieferungsvertrag keine Rolle. Hier müssen die Dokumente, die die US-Justiz zum Tatverdacht gegen Firtasch vorgelegt hat, geprüft werden. Wann über den Fall entschieden wird, ist derzeit noch nicht absehbar, heißt es bei der Staatsanwaltschaft Wien.