Warten auf Breitband-Ausbau

Der Ausbau des schnellen Internet in Österreich könnte ins Stocken geraten - weil das Geld dafür im Budget nicht vorhanden ist. Die sogenannte Breitband-Milliarde liegt weiter auf Eis. Das Geld stammt aus der Versteigerung der Mobilfunklizenzen im Herbst und sollte in den weiteren Netzausbau fließen. Das Finanzministerium gibt es derzeit nicht frei. Schnelleres Internet bitte warten?

Morgenjournal, 22.5.2014

Österreich hinkt nach

Videos verschicken, in Online-Katalogen blättern oder unterwegs Fernsehen - das moderne Leben braucht Datenvolumen und davon immer mehr. Im Vorjahr haben die Österreicher um 50 Prozent mehr mobile Daten heruntergeladen als im Jahr davor - während die Zahl der versendeten SMS erstmals zurückging. Ein grundlegender Wandel in der digitalen Nutzung, der auch stärkere Netze erfordert - entweder mit dem neuen LTE-Mobilfunk oder mit Glasfaserkabeln.

Bei beiden Systemen liegt Österreich nur im internationalen Mittelfeld, sagt der Infrastrukturexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes Klaus Friesenbichler: zur Gruppe der führenden Länder gehören wir nicht. Dazu gehören Länder wie Südkorea, Schweden oder die Schweiz, die weit mehr und schnellere Breitbandanschlüsse haben. Jeder vierte Österreicher verfügt über schnelles Internet, in der Schweiz ist es fast jeder zweite. Das hat auch wirtschaftliche Folgen, so der Experte. Ein Maschinenbauer im Waldviertel oder der Onlineshop eines Weinbauern im Südburgenland - beides ist ohne Breitband nicht denkbar. Neue Geschäftsmodelle können nicht umgesetzt werden.

Laut einer Berechnung der WIFO-Experte würden 1,5 Milliarden Euro Breitband-Investition 70.000 Arbeitsplätze schaffen, sagt der WIFO-Experte - Wasser auf die Mühlen der Industrie, die die Freigabe der Breitband-Milliarde fordert, vor allem als Förderung für einen Netzausbau im ländlichen Bereich, sagt der Sprecher des Branchenverbandes, Forum Mobilkommunikation Rüdiger Köster.

Dass die Regierung den Breitband-Ausbau verzögert, versteht auch WIFO-Experte Friesenbichler nicht: Österreich müsse sich an den Besten messen.

Geschieht nichts, wird man es nicht sofort, aber in einigen Jahren merken, sagt der Experte - wirtschaftlich und auch privat, wenn das Herunterladen von Videos nicht schneller, sondern langsamer wird.

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