Telekom-Hauptversammlung ohne großen Protest
Vor ein paar Wochen wäre der Syndikatsvertrag zwischen der Telekom Austria und America Movil fast geplatzt: Der Betriebsrat hatte die entscheidende Sitzung geschwänzt, der ÖIAG-Aufsichtsratsvorsitzende Mitterbauer musste zur Vertragsunterzeichnung eingeflogen werden. Überraschend ruhig war es dafür heute bei der Aktionärshauptversammlung der Telekom: Sie ist ohne großen Protest über die Bühne gegangen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.5.2014
Kleinaktionärsvertreter positiv eingestellt
Die kleine Halle F ist gut gefüllt, aber nicht alle Plätze sind besetzt. Ruhig verfolgen die Aktionäre die Berichte von Vorstand und Aufsichtsrat, vor der Halle und im Foyer findet sich kein Protest gegen den künftigen Weg der Telekom Austria. Wilhelm Rasinger, Vertreter der sogenannten Kleinaktionäre, wertet die Partnerschaft der Österreicher mit America Movil grundsätzlich positiv: "Als Österreicher tut mir dieser Vertrag weh, aber ich muss zur Kenntnis nehmen, dass nach Jahren des Misserfolges und der Mittelmäßigkeit jetzt professionelle ausländische Aktionäre das Kommando übernehmen werden und das kann letztendlich für das Unternehmen und den Streubesitz nur gut sein." Er fordert, dass die Kleinaktionäre künftig im Aufsichtsrat vertreten sind. Abgestimmt wird darüber diesmal noch nicht.
Die Führung von Telekom und America Movil starten derweil eine Charmeoffensive. Per Videobotschaft wirbt Vorstandschef Daniel Haji um die Gunst der Aktionäre und betont die Vorteile der Partnerschaft, die für ihn langfristig seien. Die Telekom werde geholfen, ihr volles Potential zu verwirklichen: "Es ist eine langfristige Partnerschaft, das die Entwicklung der Telekom Austria in den Vordergrund stellt."
Partnerschaft noch nicht genehmigt
Die Kritik an der Partnerschaft zu verkleinern, strebt ebenso Aufsichtsratschef Rudolf Kemler an. Er betont, dass die Rechte der Arbeitnehmer gewahrt blieben, auch wenn America Movil künftig die Aktienmehrheit und somit das Sagen im Konzern haben wird. Gerade diesen Punkt haben Arbeitnehmervertreter zum Teil heftig kritisiert. Kemler sagt, er verstehe Einwände und Skepsis, sie seien aber unbegründet, denn es gebe für den Konzern mit seinen Beteiligungen in Zentral- und Osteuropa deutlich mehr Chancen als Risiken. "Die harten Fakten sprechen eine klare Sprache und die ist im Sinne des Unternehmens", so Kemler.
Kontrollieren soll die Entwicklung ein Aufsichtsrat, dem mehrheitlich Österreicher angehören werden. Ein Drittel der Mitglieder im Gremium stellen die Arbeitnehmervertreter. Bei den Aktionären punkten will Kemler, auch im Namen der Mexikaner, damit, dass etwa ein Viertel der Firmenanteile im Streubesitz bleiben wird: "Das ist ein klares Ziel, das wird gut sein für die Wiener Börse und die Aktionäre, weil die Aktie damit auch im Handel eine entsprechende Rolle spielen wird", so Kemler.
Die verbindliche Partnerschaft von Telekom Austria und America Movil ist zwar besiegelt, aber noch nicht genehmigt. Die Bundeswettbewerbsbehörde will die Machtübernahme der Mexikaner bis 10. Juni geprüft haben. Möglicherweise muss sich dann das Kartellgericht mit dem Fall befassen.