Putin-Ideologe traf Rechtsparteien in Wien
Es war ein prominentes Treffen, das am Wochenende in Wien stattgefunden hat: Konservative und rechte Gruppen aus Westeuropa kamen mit Vertretern ultrarechter Gruppierungen aus Russland zusammen. "Stargast" war der Ideologe von Wladimir Putin, Alexander Dugin, mit dabei auch Heinz-Christian Strache und andere Politiker der FPÖ.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 3.6.2014
Lange unterschätzte "Spinner"
"Russland muss Europa erobern, eingliedern, anschließen" - das ist einer der Slogans von Alexander Dugin, prominentester Vertreter der sogenannten Eurasischen Bewegung, die in den letzten Jahren zum wichtigsten ideologischen Stichwortgeber von Wladimir Putin geworden ist. Dugin erfindet die Bezeichnung "Neurussland" für die Ostukraine, plötzlich nennt auch Putin sie so. Dugin fordert ein militärisches Eingreifen, dann tauchen russische Soldaten ohne Hoheitsabzeichen auf. Dugin war auch Stargast eines Treffens, das am Samstag im Wiener Palais Lichtenstein stattfand - in prominenter Gesellschaft: Marion Marechal Le-Pen, die Nichte von Marine Le Pen, Volen Sidorov von der rechtsextremen Partei Ataka aus Bulgarien, Vertreter verschiedener konservativer und rechter Gruppen aus Westeuropa - und Heinz-Christian Strache und Johan Gudenus von der FPÖ.
Man dürfe nicht den Fehler machen, diese Vernetzung zu unterschätzen, warnt Bernhard Odehnal von der Schweizer Zeitung "Tagesanzeiger", der das unter großen Sicherheitsvorkehrungen stattgefundene Treffen öffentlich gemacht hat: "Vor ein paar Jahren hätte man Dugin noch als Spinner abgetan. Mittlerweile kann man sehen, dass seine Lehre immer mehr in die offizielle russische Politik einfließt. Das erinnert mich ein bisschen an die Situation auf dem Balkan kurz vor Ausbruch der Balkankriege, als sich die Politik der Ideologe von intellektuellen Nationalisten bediente, die zuvor als Spinner abgetan worden waren."
Expansion in Europas Parlamente
Wie fließend der Übergang zwischen Wort und Tat sein kann, zeigt der Veranstalter des Treffens, der russische Oligarch Konstantin Malofeew. Russische Medien berichten dass Malofeew einer der Finanziers der pro-russischen Aufständischen in der Ostukraine ist. Der selbst ernannte Premierminister der Volksrepublik Donezk, Alexander Borodai, ist einer seiner ehemaligen Mitarbeiter. Doch welches Interesse haben russische Nationalisten an rechten Parteien in Europa? Das hat Alexander Dugin schon vor einem Jahr in einem Video im Internet erklärt: "Aus Sowjetzeiten haben wir Erfahrung mit der Expansion nach Europa, als unsere kommunistische Partei über die kommunistische Internationale, die Komintern, Kominform sehr beeindruckende Ergebnisse beim Eindringen in die europäischen Parlamente erzielt hat. Das war unser außenpolitisches Instrument."
An anderer Stelle spricht Dugin von einer fünften Kolonne Russlands in Europa - das passt zu den Wortmeldungen etwa des Front National oder der FPÖ, die in den letzten Monaten viel Lob für Wladimir Putin ausgedrückt haben. Russland müsse Europa erobern - zu seinem eigenen Schutz, meint Alexander Dugin, der zumindest in seinen frühen Schriften deutliche Sympathien für den Faschismus erkennen ließ. Schutz vor dem liberalen Nihilismus, der Homosexuellen-Diktatur und Massenzuwanderung: "Ihr seid nicht in der Lage, hier für Ordnung zu sorgen, wir schaffen das. Wir lösen die Zuwanderung nach dem Motto: Koffer-Bahnhof-Los gehts!"
Die Europäer selbst hätten hingegen nichts zu befürchten - für plant Dugin Autonomie und patriotische Zensur in den Medien - so wie in Russland heute schon. Ein Sprecher der FPÖ wollte das Treffen gegenüber Ö1 nicht kommentieren, es handle sich um eine Privatangelegenheit.