Irak: Islamisten weiter auf Vormarsch
Der Bürgerkrieg in Syren greift immer stärker auf den benachbarten Irak über und führt so zu Destabilisierung der ganzen Region. Nachdem islamistische Extremisten gestern die Millionenstadt Mossul im Nordirak eingenommen haben, gelingt es ihnen jetzt offenbar, auch die Erdölindustrie der Region unter ihre Kontrolle zu bringen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.6.2014
Iraks Regierung geschwächt
Die Kämpfe rund um Mossul gehen weiter und die Islamisten sind am Vormarsch. Seit gestern sollen Kämpfer der Gruppe für einen islamischen Staat im Irak und Syrien ISIS auch eine Raffiniere und Ölfelder in der benachbarten Region Kirkuk erobert haben. Eine halbe Million Menschen ist im Irak bereits auf der Flucht schätzt die Internationale Organisation für Migration IOM. Die Truppen der Regierung in Bagdad heben den islamistischen Kämpfern nur wenig entgegenzusetzen:
Die Armee ist vor Angst einfach davongelaufen und wir mussten flüchten, beklagt eine Frau die sich mit ihrer Familie aus Mossul nach Arbil in Irakisch-Kurdistan in Sicherheit bringen konnte: Die Kommandanten waren die ersten die geflohen sind und haben uns einfache Soldaten alleine gelassen. Aber was sollen die Soldaten dann machen? Die Kommandanten sind schuld, meint ein junger Mann ein Arbil.
Die Eroberung von Mossul habe die irakische Zentralregierung massiv geschwächt, erklärt der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger der die Provinz Mossul zuletzt im Februar besucht hat. Den Kämpfern aus dem benachbarten Syrien habe die relativ einfache Eroberung der Stadt nur gelingen können weil sie von Teilen der sunnitischen Bevölkerung unterstützt worden sei: der Irak sei nicht allein durch das Geschehen in Syrien in die Konfessionalisierungsfalle gerutscht. Das habe auch mit der Politik der Regierung Maliki zu tun, weil diese zunehmend als schiitische Regierung mit starker pro-iranischer Ausrichtung wahrgenommen werde.
Neuer Bürgerkrieg droht
Die irakische Armee habe den Kämpfern wenig entgegenzusetzen - das liege nicht an ihrer Ausrüstung sondern an ihrer fehlenden Organisation und Motivation. Gestoppt werden könnte die ISIS nur durch kurdische Peshmerga. Es gebe bereits Verhandlungen zwischen den kurdischen Gruppen im Nordirak und in Syrien um gemeinsam aufzutreten. Auch die Regierung in Bagdad setzt auf die kurdischen Kämpfer und hat auch die USA um Hilfe gebeten. Den Plan die Bevölkerung zu bewaffnen, wie das Premier AL-Maliki angekündigt hat hält Schmidinger aber für riskant, die Gefahr für ein neuerliches Aufflammen des Bürgerkrieges sei groß. Die ISIS ist eine der radikalsten Gruppen im syrischen Bürgerkrieg und besteht großteils aus Kämpfern aus dem Ausland, auch aus Westeuropa. Besonders gefährdet sind jetzt die Gebiete in der Nähe von Mossul mit christlicher und jezidischer Bevölkerung. Dort herrsche ein Schreckensregime, das sich nicht nur gegen religiöse Minderheiten richte sondern auch gegen alle, die die islamische Scharia nicht radikal genug leben.
Ihrem Ziel einen eigenen islamischen Staat im Nahen Osten zu errichten ist die ISIS mit der Eroberung von Mossul auf jeden Fall einen großen Schritt näher gekommen und sie dürfte auch Auswirkungen auf den Bürgerkrieg in Syrien haben, da ihr dort große Mengen von Kriegsmaterial und sogar Kampfflugzeuge in die Hände gefallen sind.