Irak: Islamisten weiter am Vormarsch
Die Kämpfer der "Gruppe für einen islamischen Staat im Irak und Syrien" scheinen den Irak regelrecht zu überrollen. Gestern eroberten sie eine ganze Provinz samt der Stadt Mossul. Dort haben sie heute das türkische Konsulat gestürmt und dutzende Geiseln genommen. Außerdem bewegen sie sich immer weiter in Richtung der Hauptstadt Bagdad. Zehntausende Menschen sind auf der Flucht. Die irakische Regierung scheint dem hilflos gegenüber zu stehen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 10.6.2014
100.000 Flüchtlinge allein gestern
Konvois mit Kämpfern unter der schwarzen Fahne der "Gruppe für einen Islamischen Staat im Irak und Syrien ", ISIS, rollen durch Mossul, vorbei an brennenden Kontrollpunkten der irakischen Armee und zerstörten Fahrzeugen der Polizei. An der Grenze zum Autonomiegebiet der irakischen Kurden werden die Schlangen immer länger. "Alle, die konnten, sind geflohen, sie haben ihre Häuser verlassen, auf den Straßen liegen Leichen. Kann der Irak das hinnehmen? Wir mussten unsere Verwandten zurücklassen. Es gibt viele Tote", erklärt ein Mann der mit seiner Familie an dem Kontrollpunkt wartet.
Über 100.000 Menschen sind allein seit gestern geflohen, schätzt die Internationale Organisation für Migration. Die Zahl der Flüchtlinge vor den Kämpfen im Irak erhöht sich damit auf eine halbe Million.
Regierung hofft auf Hilfe der Kurden
Die irakische Regierung setzt auf die Hilfe der Kurden um Mossul wieder zurückzuerobern erklärt Hoshyar Zebari, der irakische Außenminister, bei einem Treffen in Athen. "Ich hoffe, dass dieser Zwischenfall alle Führer des Irak zusammenbringt, um sich dieser tödlichen Gefahr für unser Land gemeinsam zu stellen", so Zebari.
Doch der Vormarsch der Islamisten geht weiter. Zu Mittag haben sie auch Teile der Stadt Tikrit erobern können, nur 180 Kilometer von der Hauptstadt Bagdad entfernt. Die ISIS kämpft für die Errichtung eines islamischen Staates im Nahen Osten. Die Gruppe hat bereits Teile Syriens unter ihrer Kontrolle.