Islamisten rücken auf Bagdad vor
Die islamistische Extremistegruppe "Islamischer Staat in Irak und Syrien" (ISIS) setzt ihren Vormarsch fort und hat bereits weite Gebiete im Norden und im Zentrum des Irak erobert. Die Angreifer rücken immer näher an die Hauptstadt Bagdad heran. Trotz der bedrohlichen Lage ist die irakische Regierung heute im Parlament mit ihrem Vorschlag gescheitert, den Ausnahmezustand im Land zu verhängen.
8. April 2017, 21:58
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Abendjournal, 12.6.2014
Widerstand gegen Al-Maliki
Viele Abgeordnete blieben der Sondersitzung des Parlaments fern - von 325 Abgeordneten erschienen nur 128. Vor allem die Sitze der Parlamentarier der sunnitischen und kurdischen Fraktionen blieben leer - Regierungschef Nuri al-Maliki ist schiitisch. Damit wurde das Mindestquorum für ein beschlussfähiges Plenum nicht erreicht und die Entscheidung vertagt. Viele Abgeordnete lehnen eine Ausweitung der Befugnisse für den umstrittenen Ministerpräsidenten ab.
ISIS: Das Ziel ist Bagdad
Maliki wollte mit dem Ausnahmezustand auf den Vorstoß der sunnitischen ISIL reagieren, die in den vergangenen Tagen Teile des ölreichen Golfstaates unter ihre Kontrolle gebracht hatte, darunter die zweitgrößte Stadt Mossul. Heute rückten die Islamisten ins Umland der Hauptstadt Bagdad vor, in der die Schiiten dominieren. Laut Polizei und Augenzeugenberichten eroberten die Extremisten in der Früh die Stadt Dhuluiyah, rund 90 Kilometer nördlich von Bagdad. Nach anderen Angaben rückte ISIS bis auf 60 Kilometer vor die Hauptstadt. Bei Gefechten zwischen Islamisten und der irakischen Armee in der Region kamen Dutzende Menschen ums Leben.
ISIS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani kündigte an, die ISIS-Einheiten würden weiter auf Kerbala und nach Bagdad vorrücken. "Unser Ziel ist Bagdad. Dort wird es die Entscheidungsschlacht geben", zitierte ein Stammesführer aus der von den Islamisten eingenommen Stadt Alam die Anweisung des ISIL-Kommandanten. In der Hauptstadt wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kontrollierten die Kämpfer auch Teile der Kleinstadt Udhaim. Die Regierungstruppen hätten dort ihre Stellungen aufgegeben und sich Richtung Chalis zurückgezogen.
Tikrit, das die Rebellen am Mittwoch eroberten, ist nach Angaben des staatlichen irakischen Fernsehens und der Nachrichtenseite "Al-Sumaria News" nach "gewalttätigen Auseinandersetzungen" wieder unter Kontrolle der Armee. (Text: APA, Red.)