Ukraine: Hoffnung auf Entspannung zerschlagen

Die Hoffnungen auf eine Entspannung im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sind weitgehend enttäuscht worden: Der Gasstreit ist eskaliert, der von Poroschenko angekündigte Friedensplan für die Ostukraine läßt auf sich warten, und weiter werden bei den dortigen Kampfhandlungen jeden Tag Menschen getötet.

Abendjournal, 17.6.2014

Aus Moskau

Sechs Tote, dutzende Verletzte

Erst gestern hatte der ukrainische Präsident Poroschenko erneut seine Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ostukraine schon in dieser Woche ausgedrückt. Doch vorerst ist davon nichts zu bemerken, die Kämpfe in den Regionen Donezk und Lugansk toben weiter, und erneut gibt es Tote: Sechs nach Angaben der Armee auf Seiten der prorussischen Separatisten, getötet wurden auch ein russischer Fernsehjournalist und sein Tontechniker. Dutzende Separatisten und Soldaten der ukrainischen Armee wurden zudem auch heute wieder verletzt.

Poroschenko hat inzwischen mit der Abgeordneten Irina Geraschtschenko von der Udar-Partei von Ex-Boxchampion Klitschko zwar eine Sonderbeauftragte für Verhandlungen mit den Separatisten ernannt. Doch die Separatisten haben bereits klargemacht, dass sie Gespräche mit der neuen Sondergesandten ohne Vermittlung durch Russland oder durch internationale Organisationen ablehnen. Nach Angaben der Regierung in Kiew verlegt Russland nun auch wieder Truppen an die Grenze zur Ukraine. Russische Offiziere haben diese Angaben gegenüber einer russischen Zeitung bestätigt, es soll sich um mehrere Fallschirmjäger-Einheiten handeln.

Jazenjuk beruhigt nach Gas-Lieferstopp

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich ja noch vorige Woche vorsichtig optimistisch gezeigt hat, stellt nun bei einem Besuch in Estland jedenfalls fest: "Von einer politischen Lösung der Ukraine sind wir weit entfernt."

Ein Aspekt der Krise ist auch der russische Gaslieferstopp an die Ukraine - doch der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk versucht zu beruhigen: "Erstens ist es Sommer, und zweitens haben wir 14 Milliarden Kubikmeter Gas in unseren Speichern", sagt Jazenjuk. Die ukrainischen Konsumenten würden von dem Lieferstopp also vorerst nichts merken. Außerdem solle sich
eine Regierungsdelegation in EU-Ländern um Gas-Ersatzlieferungen bemühen.