Gasstreit: Experte sieht Politik gefordert
Dass Russland nur noch gegen Vorauszahlung Gas an die Ukraine liefern will, kommt für den Energieexperten Johannes Benigni von der Beratungsfirma JBC Asia nicht überraschend. Europa müsse jetzt eingreifen, sagt Benigni - auch deshalb, weil sonst eine Erhöhung des Gaspreises drohe.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 17.6.2014
Die Europäer müssen zahlen
Die EU und zu einem geringeren Ausmaß auch die Amerikaner werden der Ukraine unter die Arme greifen müssen, damit die Ukraine ihr Budget aufstellen und ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen könne, zeigt sich Johannes Benigni überzeugt. Sprich, die Europäer müssten zahlen. Auch deshalb, weil sonst eine Erhöhung des Gaspreises drohe. "Deswegen muss man beruhigend eingreifen: kurzfristig Übergangslösungen finden und mittelfristig der Ukraine helfen, Alternativen aufzubauen", sagt Benigni. Die Politik müsse jetzt endlich Taten setzen, fordert er. "Die Politik war von Anfang an gefragt und hat eigentlich ihre Hausaufgaben nicht gemacht", sagt er.
Öllieferungen durch Kämpfe im Irak eingestellt
Dass kurzfristig ein Engpass bei den Gaslieferungen kommt, glaubt Benigni nicht. Anders sehe das bei Öl aus. Auf Grund der Kämpfe im Irak sei die Situation schon jetzt ernst. Die Öllieferungen im Norden des Landes von Kirkuk in die Türkei seien bereits eingestellt. Heikel werde es, wenn die Islamisten die Kontrolle über die Ölfelder im Süden des Irak eroberten. Das würde den Markt ziemlich durchrütteln. Denn die Volumen, die der Irak zurzeit transportiert sind mit 2,7 Millionen Fass ein neues Rekordniveau. Diese Menge ist zurzeit sehr schwer zu ersetzen.
In so einem Fall würde auch der Ölpreis weiter steigen. Zuletzt ist er bereits auf ein Neun-Monatshoch geklettert. Ein Barrel der Nordseesorte Brent hat zu Wochenbeginn 113 US-Dollar gekostet. Benigni: "Dann würde wahrscheinlich die internationale Energieagentur einschreiten und Reservekapazitäten freimachen, um den Markt wieder zu beruhigen."
"Strategische Öllager sind ausreichend"
Weltweit seien genug strategische Öllager da, so Benigni. Sollte die Situation im Irak so weit eskalieren, rechnet Benigni damit, dass die USA oder die internationale Staatengemeinschaft auch militärisch eingreifen würden. Dass die Weltwirtschaft unter dem Konflikt leidet, glaubt Benigni nicht. Das wäre nur der Fall, wenn der Konflikt langfristig anhalte. Das ist laut Benigni derzeit aber nicht zu erwarten.