Syrien: "Apokalypse" in Aleppo

In Syrien tobt der Krieg zwischen den Regierungstruppen und den unterschiedlichen Oppositionsmilizen weiter. Von den mehr als 22 Millionen Einwohnern sind neun Millionen auf der Flucht. Besonders umkämpft ist derzeit Aleppo: Wie es aussieht, ist das Assad-Regime dabei, die Stadt zurück zu erobern. Die Journalistin Petra Ramsauer berichtet von "apokalyptischen" Zuständen.

Mittagsjournal, 9.7.2014

Die Journalistin und Buchautorin Petra Ramsauer im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen.

Unwiederbringlich zerbrochen

In und um Alepopo seien bereits sehr wichtige strategische Punkte an die Regierungstruppen gefallen, darunter die Industriezone und eine für die Rebellen wichtige Straßenverbindung, berichtet die Journalistin Petra Ramsauer. Damit werde Aleppo im Belagerungszustand sein, wie vor einigen Monaten Homs. Es ist zu erwarten, dass die Rebellen aufgeben. Aber das Land ist bereits auseinandergebrochen, das gelte wie für den Irak auch für Syrien. Dass es wieder ein vereintes Syrien geben könnte, gilt als undenkbar - der Hass zwischen den Volksgruppen ist zu groß. Dazu kommen die Konflikte innerhalb der schiitischen Mehrheitsbevölkerung, geschürt durch die radikalen ISIS-Truppen. Den ISIS-Kämpfern schlägt in der Bevölkerung heftigste Ablehnung entgegen. Man sagt, diese Truppen bestünden großteils aus Ausländern aus dem gesamten islamischen Raum, aber auch aus Europa. Aber die ISIS haben als einzige die militärische Macht, für "Ordnung" zu sorgen. Ein Beispiel: In der besetzten Stadt Raka hat die ISIS den Benzinpreis auf ein Drittel reduziert. Das sorgt zwar nicht für Sympathien bei der Bevölkerung, aber für eine Unterwerfung unter die Macht des Faktischen.

Warten aufs Sterben

Die Lage für die Bevölkerung in Aleppo sei "apokalyptisch". Rund 260.000 Menschen hatten zu wenig Geld und keine Gelegenheit zu fliehen. Es gibt kein Wasser und keinen Strom in Aleppo. Amputationen, die wegen der Luftangriffe oft nötig sind, werden ohne Schmerzmittel vorgenommen. Die Menschen sind psychisch am Ende und warten nur noch darauf zu sterben. Die Lage in Vertriebenenlagern in Syrien ist ähnlich.

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