Syrien-Flüchtlinge: Kritik an Betreuung
Es brauche ein europaweites Resettlement-Programm für Flüchtlinge - damit hat Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) vergangene Woche für Verblüffung gesorgt. Denn Österreich hat sich jahrelang geweigert, Flüchtlinge hier dauerhaft anzusiedeln. 1.500 Flüchtlinge aus Syrien will die Bunderegierung aufnehmen, und wie das geschieht, dafür gibt es nicht nur Lob.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.7.2014
Mehr als Grundversorgung nötig
Dass Österreich 1.500 Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen will, sei im internationalen Vergleich nicht schlecht, lassen sich die Flüchtlingsorganisationen zu einem verhaltenen Lob hinreißen. Aber die Umsetzung kritisieren sie zum Teil scharf: Das UNO-Flüchtlings-hochkommissariat wähle besonders schutzbedürftige Menschen aus, die dann aber hier keine besondere Unterstützung bekämen, bemängelt Anny Knapp vom Verein Asylkoordination. Sie würden in irgendwelche Grundversorgungsquartiere gebracht, auch schwer kranke Flüchtlinge würden in irgendwelche entlegenen Quartier gebracht, wo sich niemand um sie kümmere. "Das verstehen wir nicht unter Resettlement."
Denn, so Knapp, Resettlement bedeute nicht nur, dass die Leute hier unbefristet Asyl bekommen, sondern auch, dass sie beim Sprachenlernen, beim Kennenlernen des Landes und der Arbeitswelt unterstützt und überhaupt auf ihr Leben hier vorbereitet werden. Und in Unterkünften weit weg von jeder Infrastruktur gehe das kaum, kritisiert auch Christoph Riedl von der Diakonie: "Solche Integrationsleistungen müssten vom ersten Tag an erbracht werden, und so gesehen sind diese Grundversorgungsquartiere völlig ungeeignet."
Wichtige Fragen ausgelassen
Vier Monate können die Menschen aus Syrien in Grundversorgung bleiben. Diakonie, Caritas und Rotes Kreuz haben sich um die Betreuung der Flüchtlinge in dieser Zeit beworben und vor kurzem den Zuschlag bekommen. "Wir werden zum Beispiel Beratung in schulischen und gesundheitlichen Angelegenheiten anbieten", sagt Bernhard Schneider vom Roten Kreuz. Vier Monate seien dafür aber sehr knapp kalkuliert, denn manche brauchen länger um sich einzugewöhnen. "Nach unseren Erfahrungen muss man mehrheitlich mit ein bis zwei Jahren rechnen, in denen sie Betreuung benötigen."
Nach diesen vier Monaten sei es zum Beispiel fast unmöglich für die völlig mittellosen Menschen, Wohnungen zu finden, die sie sich leisten können, sagt Anny Knapp. Und in der Ausschreibung des Innenministeriums komme das nicht vor. "Hier sind Maklergebühren zu bezahlen, Kautionen zu hinterlegen - woher sollen die Leute das Geld nehmen? Das ist ein ganz schwieriges Kapitel, und das hat man einfach ausgelassen."
Insgesamt sollen 1.500 syrische Flüchtlinge nach Österreich kommen, damit sei Österreich ein Vorzeigeland, sagte Innenministerin Mikl-Leitner vergangene Woche beim EU-Innenministertreffen.
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