Putin: Druck auf Separatisten

Nach dem Flugzeugabsturz in der Ostukraine wächst der politische Druck auf den russischen Präsidenten Putin. Die deutsche Kanzlerin Merkel, der französische Präsident Hollande und der britische Premier Cameron drohen Russland mit weiteren Sanktionen. Sie verlangen, dass Putin auf die pro-russischen Rebellen in der Ostukraine einwirkt, um einen ungehinderten Zugang zur Absturzstelle zu ermöglichen.

Vladimir Putin

(c) EPA, MIKHAIL KLIMENTYEV / RIA NOVOSTI / KREMLIN POOL

Mittagsjournal, 21.7.2014

Aus Moskau, Beate Haselmayer

Nicht mehr viel Zeit bleibt nach dem Abschuss der malaysischen Verkehrsmaschine über der Ostukraine so gut wie allen Beteiligten. An der Unfallstelle verschwinden jede Minute wichtige Spuren zur Aufklärung der Tragödie. Immer dringender das Problem der pietätvollen Aufbewahrung und Obduktion der Toten aus dem Flugzeug. Und auf politischer Ebene rücken stündlich neue Sanktionen des Westens näher, wenn Russland seine ferngesteuerten Separatisten nicht dazu bringen sollte, ihre Obstruktionshaltung aufzugeben.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Francois Hollande und der britische Premierminister David Cameron haben zuletzt ultimativ ungehinderten Zugang zur Absturzstelle gefordert für die internationalen Experten. Schon morgen könnten die EU-Außenminister die Sanktionen verschärfen. Der russische Präsident Putin hat heute mit einer recht dürren Erklärung darauf reagiert

Neue Vorwürfe gegen Ukraine

Seit dem Absturz des Flugzeugs in der der Ostukraine hat sich der russische Präsident Wladimir Putin nur spärlich zu Wort gemeldet. Nach den jüngsten Vorwürfen aus dem Westen übermittelt er heute Nacht der der Weltöffentlichkeit deutlich seine Haltung zu den Ereignissen über eine Videobotschaft: Man kann mit Sicherheit sagen: Wenn nicht am 28. Juni die Waffenruhe in der Ostukraine aufgehoben worden wäre, hätte diese Tragödie nie stattgefunden.

Er gibt damit also wieder der ukrainischen Regierung die Schuld an dem Absturz der malaysischen Boeing, die höchstwahrscheinlich abgeschossenen wurde. Zu den Vorwürfen, pro-russische Separatisten hätten das Passagierflugzeug mit russischen Raketen abgeschossen, nimmt Putin nicht Stellung.

Der russische Präsident warnt davor, dass der Absturz des Flugzeugs für politische Zwecke missbraucht wird: Niemand hat das Recht diese Tragödie für seine eigennützigen politischen Ziele zu missbrauchen, so Putin.

Keine Distanzierung

Schon am Wochenende äußert sich ein Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Anatolij Anatonov, in einen kremltreuen Nachrichtensender in ähnlichen Worten: Es ist schon sehr verwunderlich, dass einige Leute im Ausland scheinbar mit dieser Situation spielen. Sie sagen heute schon, wer schuld ist. Russland sei schuld oder bewaffnete Kräfte aus Russland oder die Separatisten im Südosten der Ukraine. Alles was heute schon behauptet wird, heizt den Informationskrieg weiter an, der seit Monaten gegen Russland geführt wird, so Anatonov

Russland gehe es darum, so rasch wie möglich, die Gründe für den Flugzeugabsturz zu finden. Was die vom Westen geforderte Unterstützung bei den Ermittlungen an der Absturzstelle anbelangt, zeigt Präsident Wladimir Putin vollständige Kooperation: Es ist notwendig, alles zu tun, um die Sicherheit der Expertenteams vor Ort zu garantieren, so Putin

Eine von der internationalen Staatengemeinschaft erwartete Distanzierung von den prorussischen Separatisten bleibt allerdings aus. Russland ist offiziell immer hinter den Rebellen gestanden und hat sich dafür eingesetzt, dass man mit ihnen an einem runden Tisch verhandelt. Und auch jetzt erhält Wladimir Putin diese Forderung aufrecht.

Die Worte Putins können die westliche Welt wohl nicht beruhigen. Doch in seinem Land, ist das genau das, was man hören will. Der Großteil der Bevölkerung steht hinter Putins hartem Kurs im Ukraine Konflikt. Jetzt sieht Putin vor der Herausforderung, vor der eignen Bevölkerung nicht das Gesicht zu verlieren und international nicht isoliert zu werden.