Litwinenko-Vergiftung doch untersucht

Der Tod des ehemaligen russischen Geheimdienstagenten Alexander Litwinenko im Jahr 2006 in London wird jetzt doch öffentlich untersucht. Die britische Regierung hat nach jahrelangem Zögern heute grünes Licht dafür gegeben. Litwinenko hat noch am Sterbebett Russlands Präsidenten Putin beschuldigt, er habe ihn ermorden lassen. Großbritannien wollte seine Beziehungen zu Russland bisher nicht aufs Spiel setzen. Möglicherweise hat jetzt die Ukraine-Krise die Rahmenbedingungen verändert.

Abendjournal, 22.7.2014

Die Kehrtwende der britischen Regierung im Fall Litwinenko kommt nicht zufällig genau jetzt. Premierminister David Cameron verlangt schärfere Sanktionen gegen Russland im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise und dem Abschuss eines Malaysia-Airlines-Passagierflugzeuges vergangene Woche. Deshalb darf jetzt auch der Mord aus dem Jahr 2006 untersucht werden. Es wird vermutet, dass Russland darin verwickelt ist. Litwinenko, ein Ex-KGB-Agent der später vermutlicherweise zu den Briten überlief, war in London mit dem seltenen, hochradioaktiven, silberweiß glänzenden Metall Polonium vergiftet worden. Noch auf dem Sterbebett beschuldigte er Russlands Präsidenten Putin, persönlich den Mord an ihm in Auftrag gegeben zu haben, weil er sich zu einem Kreml-Kritiker gewandelt hatte.

Die Bilder des haarlosen todkranken Mannes im grünen Spitalsgewand gingen damals um die Welt. Seine Witwe kämpft seit dem Tod ihres Mannes um eine vollständige Untersuchung. Noch vor einem Jahr hat sich die britische Regierung dagegen gesperrt, um die britisch-russischen Beziehungen nicht zu gefährden. Heute gab Innenministerin Theresa May in einer schriftlichen Stellungnahme bekannt, dass es eine öffentliche und unabhängige Untersuchung geben werde. Sie hoffe, der Witwe damit Trost zu geben, heißt es darin. Zwei Hauptverdächtige in dem Fall bestreiten jeden Zusammenhang mit der Tat. Sie leben in Russland und werden nicht ausgeliefert, einer von ihnen ist ein Parlamentsabgeordneter.