Kein Ende der Eiszeit

Cameron in Moskau

Der erste Besuch eines britischen Regierungschefs David Cameron in Russland seit sechs Jahren hat zu keiner echten Entspannung zwischen den beiden Ländern geführt. Der Mord an dem ehemaligen KGB-Agenten Alexander Litvinienko in London belastet die Beziehungen.

Abendjournal, 12.09.2011

Distanz bleibt spürbar

Business, Business, Business - das sollte das wichtigste Thema des Besuchs des britischen Premiers David Cameron in Moskau sein. Großbritannien ist einer der größten ausländischen Investoren und umgekehrt zieht es immer mehr große russische Unternehmen an die Börse in London. Doch die Fragen der Journalisten drehten sich einmal mehr um den Mord an dem Ex-Agenten Alexander Litvinienko. Bei den Treffen mit Präsident Medwedew und Premier Putin betonten beide Seiten, dass dieses Thema die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht länger überschatten dürfe, eine Einigung gab es aber nicht.

Auch Wirtschaftsbeziehungen leiden

Nicht zur guten Stimmung beigetragen haben dürfte auch, dass die Büros des britischen Ölkonzerns BP in Moskau vergangene Woche von der Polizei durchsucht wurden, nachdem BP erst kurz davor bei der Kooperation mit dem Ölförderer Rosneft den Kürzeren gegenüber dem amerikanischen ExxonMobil gezogen hatte. Russland fordert schon länger die Auslieferung einiger vehementer Kreml-Kritiker, die unbehelligt in England leben: Vor allem des Oligarchen Boris Beresowski, aber auch Geschäftsleute wie Evgenij Tschitschwarkin würde Moskau lieber im eigenen Land im Gefängnis als in einer Villa in England sehen.

Keine Auslieferung Lugowois

Der Hauptverdächtige im Litvinienko-Mord Alexander Lugowoi, inzwischen Parlamentsabgeordneter, hatte vor dem Besuch fleißig Interviews gegeben und Dmitrij Medwedew betonte im Gespräch mit Cameron daher auch: Eine Auslieferung von Lugowoi an Großbritannien sei undenkbar.