Israel intensiviert Angriffe auf Gaza

Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern dreht sich die Spirale der Gewalt immer schneller.
Seit dem ein 23jährige israelischer Leutnant vermisst wird, bezichtigt Israel die Hamas, ihn entführt zu haben. die Hamas wiederum sagt, nichts über das Schicksal des Soldaten zu wissen. Seit dessen Verschwinden hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Gaza verstärkt. Gestern sind mehr als 100 Palästinenser getötet worden.

Mittagsjournal, 2.8.2014

Rund 50 Ziele angegriffen

Nach der Entführung eines israelischen Soldaten setzt Israel die Suche nach dem Verschleppten fort. Eine Militärsprecherin sagte, Israel habe in der Nacht zum Samstag rund 50 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die meisten Angriffe seien um die Stadt Rafah erfolgt. Dort hatten militante Islamisten den israelischen Soldaten am Freitagmorgen entführt. Bei den Angriffen wurden in der Nacht 50 Palästinenser getötet, teilte Aschraf al-Kidra, der Sprecher des örtlichen Gesundheitsministeriums, mit.

Unklar bleibt das Schicksal des vermissten 23 Jahre alten Leutnants. Politiker und Kommandeure der im Gazastreifen herrschen Hamas machten dazu unterschiedliche Angaben. Die bewaffneten Milizen der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, teilten am Samstagmorgen mit, sie hätten den Kontakt zu ihren Kämpfern verloren und der Soldat sei vermutlich während eines israelischen Bombardements getötet worden.

Welche der bewaffneten islamistischen Gruppen für die Entführung verantwortlich ist, ist ebenfalls ungeklärt. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestritt in der Nacht auf Samstag, den Soldaten entführt zu haben. "Wir wissen nichts über einen vermissten Soldaten, seinen Verbleib oder die Umstände seines Verschwindens", hieß es in einer Mitteilung, die an Journalisten versandt wurde.

Das "Hannibal-Protokoll"

Zuletzt war 2006 der Soldat Gilad Schalit von einem Kommando unter Leitung der Hamas von israelischem Boden aus durch einen Tunnel in den Gazastreifen verschleppt worden. Er kam erst mehr als fünf Jahre später frei - im Tausch gegen mehr als 1000 palästinensische Häftlinge. Israel hat inzwischen eine Reihe dieser Freigelassenen wieder festgenommen.

Das "Hannibal-Protokoll" soll derartige Deals verhindern. Es ist nach israelischen Medienberichten eine inoffizielle Weisung der Armee. Sie hält demnach Offiziere dazu an, eine Entführung ihrer untergebenen Soldaten mit allen Mitteln zu vereiteln - auch wenn dabei das Leben des Verschleppten gefährdet wird. (Text: APA / red.)

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