Lage in Ostukraine immer unübersichtlicher
Im Ukraine-Konflikt lehnt US-Präsident Barack Obama Militärhilfe an Kiew ab. Die Separatisten hätten nicht die Stärke einer Armee erreicht, sagte er. Die Lage wird immer unübersichtlicher. Erstmals wurde die Aufständischen-Hochburg Donezk aus der Luft beschossen. An der Grenze zur Ostukraine gibt es einen russischen Truppenaufmarsch - und Russland führt Gegensanktionen ein.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 7.8.2014
Gefechte immer heftiger
Der Kampf um die strategisch wichtige Separatisten-Hochburg Donezk in der Ostukraine nimmt an Härte zu. Erstmals griff die ukrainische Luftwaffe Ziele nahe des Zentrums der Großstadt an. Bei den Attacken auf Stellungen der Aufständischen starben mindestens drei Zivilisten, wie der Stadtrat mitteilte. Wegen der Gefechte zog die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Beobachter aus der Stadt ab.
Die Aufständischen in Donezk warnten die Armee vor einer Offensive. "Die Erstürmung steht unmittelbar bevor, aber wir sind gut darauf vorbereitet", sagte Separatistenführer Sergej Kawtaradse. Immer mehr Frauen und Kinder würden Donezk durch einen Fluchtkorridor verlassen. Die Armeeführung in Kiew betonte aber, sie plane keine "kopflose" Erstürmung von Donezk oder des benachbarten Lugansk. "Das sind nicht irgendwelche Festungen. Das sind Städte, in denen Menschen leben", unterstrich Andrej Lyssenko vom nationalen Sicherheitsrat.
Bei erbitterten Gefechten in der Region beklagte das Militär zahlreiche Opfer. Innerhalb von 24 Stunden seien 18 Soldaten getötet und 54 verletzt worden, sagte Lyssenko. Auch in der Stadt Gorlowka berichteten die Behörden von einer steigenden Zahl von Toten. In den vergangenen Tagen seien bei Artilleriebeschuss 33 Zivilisten getötet und 129 verletzt worden. Gas- und Wasserversorgung seien zerstört. In Lugansk müssen nach Behördenangaben ebenfalls Zehntausende ohne Strom und Wasser auskommen. Schwierigkeiten gibt es zudem weiter mit der Lebensmittel- und Treibstoffversorgung sowie mit der Müllabfuhr.
Gegenseitige Vorwürfe
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin indirekt Unterstützung der Aufständischen im Osten der Ukraine vorgeworfen. Die Kanzlerin habe sich in einem Telefonat mit Putin besorgt gezeigt, "dass von Russland aus Nachschub für die Separatisten in den Donbass geliefert werde", teilte eine Sprecherin der Bundesregierung am Mittwochabend in Berlin mit. Merkel forderte Putin auf, bei den Separatisten auf eine Waffenruhe einzuwirken.
Russland wies Vorwürfe des Westens zurück, die Krise in der Ukraine durch einen Truppenaufmarsch an der Grenze weiter anzuheizen. Die Behauptungen seien eine "Irreführung der Weltöffentlichkeit", erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau der Agentur Interfax zufolge.
Gegensanktionen Moskaus
Russland verhängt als Reaktion auf westliche Sanktionen wegen des Ukraine-Konflikts nun seinerseits wirtschaftliche Strafmaßnahmen gegen die USA und die EU. Betroffen seien in der EU jene Länder, die im Ukraine-Konflikt Sanktionen gegen Moskau erlassen hätten, teilte der russische Präsident Wladimir Putin in einem Dekret mit. Es betrifft Italien, Griechenland, Rumänien und Bulgarien. (Text: APA, Red.)