Russische Importverbote: EU sagt Hilfe zu
Die russischen Gegensanktionen sorgen für Verunsicherung in der europäischen Lebensmittel-Branche und in der Landwirtschaft. Allein Italien fürchtet einen Exportrückgang um 25 Prozent. Aber auch andere EU-Länder sind direkt oder indirekt betroffen. Die EU-Kommission stellt Hilfe in Aussicht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 8.8.2014
Direkte und indirekte Folgen
Ein guter Fang läuft über das Förderband von Nordlaks, einer der größten norwegischen Lachslieferanten. Russland zählt für das Unternehmen zu den wichtigsten Absatzmärkten. Mit den Gegensanktionen bricht dieser Markt jetzt plötzlich weg. Firmenchef Roger Mosand rechnet mit dramatischen Konsequenzen. Auch Nicolas Goffin fürchtet sich vor den Auswirkungen des russischen Importstopps. Der belgische Landwirt liefert jedes Jahr 40 Prozent seiner Birnen nach Russland. In zwei Wochen wollte er ernten: "Wir sind enorm abhängig von Russland. Wir müssen jetzt andere Absatzmärkte finden. Ab so kurz vor der Ernte wird das schwierig." Nicolas Goffin wird daher zunächst auf den Europäischen Markt ausweichen müssen. Und eben das befürchten viele EU-Länder, die von den russischen Gegensanktionen nicht unmittelbar betroffen wären. Eddie Downey vom irischen Landwirtschaftsverband fürchtet, dass seine Landwirte über Umwege von den Sanktionen betroffen sein werden: "Irland liefert zwar nicht viel an Russland, Europa aber schon. Die Waren, die jetzt von nicht mehr dorthin verkauft werden dürfen, kommen nun auf den Europäischen Markt ,und das wird die irischen Landwirte sehr wohl treffen."
Brüssel stellt Hilfe in Aussicht
Landwirtschaftsgüter und Lebensmittel im Wert von 12 Milliarden Euro liefert Europa jedes Jahr nach Russland. Die EU-Kommission hat bereits Finanzhilfen für die betroffenen Branchen in Aussicht gestellt. 400 Millionen stehen aus Mitteln der gemeinsamen Agrarpolitik zur Verfügung. Doch dieses Geld soll auch zur Erschließung neuer Absatzmärkte verwendet werden. Der finnische Premierminister Alexander Stubb warnt vor einem neuerlichen Aufflammen der Wirtschaftskrise und verlangt europäische Solidarität: "Wir haben uns von Anfang an darauf geeinigt, dass wir die Folgen der Wirtschaftssanktionen gleichmäßig aufeinander verteilen. Es geht jetzt auch um wirtschaftspolitische Solidarität."
Doch die Gegensanktionen rufen nicht nur Schwarzseher auf den Plan - die finnische Europaministerin Lenita Toivakka glaubt auch einen Vorteil zu erkennen: "Wenn russische Kunden zuhause keine europäischen Waren mehr bekommen, dann könnten das erfolgreiche Monate werden für unsere finnischen Geschäfte entlang der östlichen Grenze."