Obama: Kehrtwende bei Strategien gegen IS

Vor genau einem Jahr, zum Jahrestag des 11. September, hat US-Präsident Obama gesagt, er habe nun viereinhalb Jahre daran gearbeitet, Kriege zu beenden und er werde daher KEINE Luftangriffe in Syrien autorisieren. Gestern Abend, genau ein Jahr später hat Obama, wieder in einer Fernsehansprache, eine breite Offensive gegen die Terrormiliz IS angekündigt, mit Luftschlägen in Irak und Syrien, aber ohne US-Bodentruppen.

Rückenansicht von Barack Obama

(c) EPA/SAUL LOEB

Mittagsjournal, 11.9.2014

Die brutalen Enthauptungen zweier US-Journalisten durch die Terrormiliz IS haben in den USA ein Umdenken eingeleitet. Obama weiß daher eine Mehrheit der Amerikaner hinter sich, als er gestern seine neue Strategie gegen die sunnitischen Extremisten erklärt, die bereits weite Teile des Irak und Syriens besetzt halten.

Die derzeitige Strategie der Luftschläge im Irak zur Deckung der am Boden kämpfenden Regierungstruppen und kurdischen Peschmerga will Obama ausweiten: Obama wird daher die US-Luftoffensive auch auf Syrien ausweiten. Im Unterschied zum Irak hat Washington in Syrien aber keine direkten Verbündeten. Hier will Obama die moderaten Fraktionen der Anti-Assad-Front verstärkt unterstützen.

Eine Zusammenarbeit mit Diktator Assad kommt für ihn nicht in Frage. Details zu Syrien blieb Obama schuldig: Wichtig bei dieser neuen US-Offensive im nahen Osten ist Obama: es wird keine US-Bodentruppen geben. Die Armee beschränkt sich auf Angriffe aus der Luft.

Militärpersonal schickt Obama dennoch in den Irak: fast 500 Spezialisten kommen zu den bereits rund tausend, die schon da sind, dazu: sie werden die irakischen Truppen und kurdischen Kämpfer am Boden besser ausrüsten, ausbilden und beraten.

Obamas Strategie ist eine breite, multilaterale. Dazu braucht er Partner: Eine ganze Reihe Nato-Staaten hat er schon im Boot, - mit Deutschland, dass den IS-Gegnern im Irak Waffen schicken wird.

Entscheidend und viel schwieriger wird Obamas Plan, im Nahen und mittleren Osten eine breite Allianz gegen den IS zu formen, aus Akteuren, die alle UNTEREINANDER verstritten sind.

US-Außenministr John Kerry ist seit gestern in der Region, um die die geplante regionale Anti-IS-Front zu schmieden. Bagdad, wo er gestern war, ist natürlich dabei, Jordanien soll dazu kommen. Auch Saudi-Arabien will mitmachen, obwohl der Verdacht nicht verstummen will, dass aus dem Königreich Geld an den IS fließt oder geflossen ist. Die Saudis haben zugesagt, Stützpunkte zur Ausbildung von ANTI-IS-Kräften bereit zu stellen. Einzelheiten dazu, weiß man noch nicht. Wie überhaupt viele Fragen offen bleiben. Obama ist in insgesamt sehr vage geblieben, und seine einzige Zeitangabe war:

Es wird viel Zeit brauen, um ein Krebsgeschwür, wie den IS zu vernichten.

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