Kampf um Kobane: Türkei schaut weiter zu

In der syrischen Stadt Kobane wird weiter gekämpft. Der "Islamische Staat" (IS) hat offenbar einen Teil der Stadt unter seine Kontrolle gebracht, trotz einer Serie von Luftangriffen der USA und ihrer Verbündeten. International gibt es aber weiter keine Einigkeit, wie gegen den IS vorgegangen werden soll. Vor allem die Türkei hat weiter eigene Vorstellungen.

Mittagsjournal, 9.10.2014

Assad für Türkei wichtiger

Über Kobane steigen Rauchsäulen auf, und auf der türkischen Seite der Grenze warten kurdische Männer darauf, in den Kampf zu ziehen. Doch die Grenzübergänge werden von der türkischen Armee blockiert. Ein Drittel von Kobane soll bereits unter Kontrolle der Kämpfer des Islamischen Staates sein. Die USA sind gestern mindestens acht Luftangriffe rund um Kobane geflogen, die Aufgabe bleibe aber schwierig, sagt Präsident Obama, sie lasse sich nicht über Nacht lösen.

Der Kampf gegen den IS sei wichtig, noch wichtiger sei es aber gegen den syrischen Diktator Assad vorzugehen, heißt es dazu von der Türkei. Eine Bodenoffensive der türkischen Armee gegen den IS sei nicht realistisch.

Keine türkische Bodenoffensive

Wie unterschiedlich die Vorstellungen über den Kampf gegen den IS sind, wurde am Vormittag auch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Nato-Generalsekretär Stoltenberg und dem türkischen Außenminister Cavusoglu deutlich. "Der IS stellt eine große Bedrohung dar, für die Menschen im Irak, in Syrien, in der Region und für NATO Staaten. Es ist deshalb wichtig, dass die ganze internationale Gemeinschaft sich gemeinsam anstrengt", sagte Stoltenberg. Mehrmals betonte er, die NATO begrüße den Beschluss des türkischen Parlaments, der den Einsatz der Armee in Syrien erlaube. Eine Bodenoffensive der Armee in Syrien sei aber völlig unrealistisch entgegnete Cavusoglu. "Solange das Assad-Regime in Syrien an der Macht ist, werden das Vergießen von Blut, von Tränen, die Massaker nicht aufhören. Assad hat mehr als 200.000 Menschen getötet. Sein Regime ist die Wurzel der Instabilität, erst dadurch konnten die Terroristen an Stärke gewinnen." Die Türkei wünsche sich von der NATO eine Flugverbotszone in Nordsyrien, erklärte Cavusoglu. Darüber gebe es in der NATO aber bis jetzt nicht einmal Beratungen, entgegnete Stoltenberg.

Gleichzeitig wächst bei der kurdischen Minderheit in der Türkei die Unzufriedenheit mit der Haltung der türkischen Regierung. Am Abend ist es in den türkischen Kurdengebieten wieder zu Ausschreitungen gekommen. Dabei sind bis jetzt mindestens 19 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt worden.

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