Kurden-Protest mit Hungerstreik in Wien

In Europa kommt es zum immer mehr Protesten kurdischer Gruppen gegen den sogenannten Islamischen Staat und gegen die Politik der Türkei. Seit Montag sind in Wien zehn Kurden Hungerstreik, um so ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Sie haben ein Protestlager vor der UNO-City in Wien eingerichtet.

Morgenjournal, 9.10.2014

"Gefahr für die ganze Welt"

Etwa drei Dutzend Menschen stehen rund um ein Zelt vor der UNO-City in Wien, zehn von ihnen tragen weiße Westen, auf denen handgeschrieben "Hungerstreik" steht. Aus dem Lautsprecher tönt kurdische Musik, darüber ein Fahne mit dem Gesicht von Abdullah Öcalan, dem Chef der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei in der Türkei. Die Regierung in Ankara habe versprochen die Kurden in Kobane zu unterstützen, erklärt Sabri Ammo, Vertreter der PYD, der syrischen Schwesterpartei der PKK, doch passiert sei nichts, im Gegenteil: "Vor den Toren der Türkei, vor den Toren eines NATO-Staates findet ein Massaker statt. Deshalb appellieren wir an die EU, Amerika, die UNO, dass sie uns Kurden helfen sollen. Wenn Kobane fällt, ändern sich die Machtstrukturen im Nahen Osten, und das ist eine Gefahr für die ganze Welt!"

Die Türkei müsse endlich damit aufhören die Terroristen des Islamischen Staates heimlich zu unterstützen. Alle Kurden seien bereit, Rojava zu verteidigen, sagt Sabri Ammo - Rojava, also West-Kurdistan, steht für alle Gebiete Syriens, die unter Kontrolle der PYD sind - doch die Türkei verhindere das. "Gestern Rojava, Morgen Europa" steht auf einem Plakat, daneben das Bild eines IS-Kämpfers mit Schwert in der Hand.

Österreich soll mehr tun

Fast alle Kurden bei der Mahnwache vor der UNO-City hier leben seit vielen Jahren in Österreich, die jüngeren sind hier geboren oder aufgewachsen. Auch Österreich müsse mehr tun, um den Kampf gegen den IS zu unterstützen. Als neutrales Land könne es zwar keine Waffen liefern, es könne sich aber auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass die kurdische PKK endlich von der Terrorliste genommen werde - dann könnten die anderen EU-Länder die Kurden in Syrien auch militärisch unterstützen. Und Österreich könne vor allem mehr für die Flüchtlinge tun.

Angesichts der Bedrohung durch den Islamischen Staat hätten die Kurden ihre internen Streitigkeiten aufgegeben. Die PKK-Nahen kurdischen Gruppen in Syrien würden bereits mit den Peschmerga in Irakisch-Kurdistan zusammenarbeiten. Doch ohne schwere Waffen, ohne Artillerie sei dem IS einfach nicht beizukommen, sind die Menschen hier überzeugt.

Der Hungerstreik gilt vorerst unbefristet. Beendet werden soll er erst, wenn Europa den Kurden in Kobane zu Hilfe komme.

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