Kritik und Lob für neues Fortpflanzungsgesetz

Heftige Reaktionen aus den Reihen der katholischen Kirche gibt es auf die Pläne von SPÖ und ÖVP in Sachen Fortpflanzungsmedizin. Er sei erschüttert, sagte Bischof Klaus Küng. Auch der Katholische Familienverband übt Kritik. Zufrieden zeigte sich hingegen das Rechtskomitee Lambda, das sich für die Rechte Homosexueller einsetzt.

Mittagsjournal, 14.11.2014

"Zeitgemäß, mit kleinen Schönheitsfehlern"

Der Entwurf gefalle ihm ganz gut, sagt Helmut Graupner vom Rechtskomitee Lambda: "Das ist ein sehr zeitgemäßes Gesetz mit ein paar kleinen Schönheitsfehlern." So hätte man auch alleinstehenden Frauen ermöglichen können mittels Samenspende ein Kind zu bekommen, findet Graupner. "Das ist mir nicht ganz einleuchtend, warum Frauen in Partnerschaften eine Samenspende in Anspruch nehmen können sollen und alleinstehende Frauen nicht."

Außerdem stört Graupner, dass laut Regierungsentwurf die medizinisch unterstützte Fortpflanzung erst das allerletzte Mittel sein soll. "Bei heterosexuellen Frauen, die aus medizinischen Gründen kein Kind durch Geschlechtsverkehr ohne Probleme empfangen können, sollte es doch die Möglichkeit geben, dass sie zur Samenspende greifen, ohne dass sie zuvor alle möglichen medizinischen Behandlungen über sich ergehen lassen müssen, die ja durchaus intensiv sein können."

Insgesamt aber ist Graupner zufrieden. Er hat als Anwalt jenes lesbische Paar vertreten, das den ganzen Fall ins Rollen brachte. Dieses Paar hat vor Gericht um eine Samenspende gekämpft. Der Fall kam bis vor den Verfassungsgerichtshof, das entsprechende Erkenntnis führt jetzt zur Reform des Gesetzes.

Kritik vom katholischen Familienverband

Gänzlich anders beurteilt Alfred Trendl die Pläne von Gesundheitsministerin und Justizminister. Er ist Präsident des katholischen Familienverbandes. Seiner Meinung nach kommt hier das Kindeswohl zu kurz: "Wir können groß über Kindeswohl sprechen, aber nicht in diesem Entwurf."

Er kritisiert, dass ein durch Samenspende gezeugtes Kind ohne seinen leiblichen Vater aufwächst. "Im besten Fall kann man den mit 14 kennenlernen. Aber da ist ja die Kindheit, ein Teil der Jugend schon längst dabei. Ich finde zur Würde des Menschen gehört, nicht nur seine leiblichen Eltern zu kennen, sondern auch sie lieben zu dürfen. Das wird diesen Kindern genommen."

Dass es in der Realität viele Kinder gibt, die ohne ihren leiblichen Vater aufwachsen, ändert nichts an Trendls Skepsis: "Es ist halt eine Wirklichkeit des Lebens, die immer wieder vorkommen kann, gegen die man nichts tun kann. Aber das von Vornherein so zu planen - ich finde, da ist das Kindeswohl überhaupt nicht vorhanden."

Außerdem fordert der Präsident des katholischen Familienverbandes eine unabhängige Beratung vor einem Eingriff: "Es darf einfach nicht sein, dass der Arzt, der diesen Eingriff vornimmt, der damit auch letztlich verdient, die Beratung macht. Das muss eine unabhängige Stelle machen."

Heftig reagiert der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng auf den Gesetzesentwurf. Küng ist in der Bischofskonferenz für Ehe und Familie zuständig. Er sei erschüttert, schreibt er in einer Aussendung. Kinder würden mehr und mehr zu einem Produkt der Fortpflanzungsindustrie.