Gesundheitshotline: Bitte warten

Die Gesundheitsreform lässt weiter auf sich warten. Ein Teil wird derzeit aber intensiv verhandelt. Patienten sollen künftig eine neue Anlaufstelle haben, an die sie sich bei Beschwerden telefonisch oder via Internet wenden können, eine Hotline, die rund um die Uhr für Erstauskünfte bei medizinischen Fragen besetzt ist. Diese Hotline soll überflüssige Spitals- und Arztbesuche verhindern und damit Kosten im Gesundheitssystem dämpfen. In den Verhandlungen zwischen Sozialversicherung und Ländern steckt der Teufel aber wie immer im Detail.

Morgenjournal, 2.12.2014

Mehrere Hotlines in ganz Österreich

Man hat Bauchweh oder Fieber, ein Kind wird am Wochenende krank oder man will sich einfach nur über Impfungen informieren. Egal bei welchen Beschwerden oder medizinischen Fragen, eine erste Klärung und rasche Abhilfe soll künftig über eine Servicestelle möglich sein, die via Telefon oder Internet 24 Stunden jeden Tag erreichbar ist. Patienten sollen dort beraten werden, ob sie das Problem selbst behandeln können, ob und welchen Arzt sie aufsuchen sollen oder ob sie sofort ins Spital müssen.

Jene, die das Projekt umsetzen sollen - die Länder und die Sozialversicherung - verhandeln derzeit über die Details. Zum Beispiel darüber, wer letztendlich die Beratung durchführt. Wahrscheinlichste Variante: das Telefon wird von einem eigens geschulten Personal abgehoben, das nach einem strukturierten Fragebogen den Zustand des Patienten abfragt, ähnlich jenem System, wie es derzeit schon bei der Rettung funktioniert. Bei Unklarheiten soll in zweiter Linie aber auch ein Arzt, eine Ärztin für Auskünfte zur Verfügung stehen.

So gut wie fix ist auch, dass es keine zentrale Hotline geben wird, sondern zumindest in den größeren Bundesländern eigene Servicestellen eingerichtet werden. Das ist eine Forderung der Länder mit der Begründung, die Stellen wüssten dann genauer über die örtlichen Begebenheiten Bescheid, zum Beispiel welcher Arzt Dienst hat oder welches Spital das geeignetste ist. Um zu vermeiden, dass es damit 9 unterschiedliche Beratungssysteme gibt, sollen die Stellen mit ein- und demselben Fragebogenschema arbeiten.

Zu klären ist jetzt noch, wer an den Tagesrandzeiten oder an den Wochenenden die Beratung übernimmt, ob das Personal bei der Sozialversicherung oder bei den Ländern angestellt wird, wer Zugang zu den Daten hat und wer sie verwaltet. Auch das beanspruchen die Länder für sich, die Sozialversicherung bevorzugt ein zentrales System.

In anderen Ländern gibt es dieses Auskunftssystem längst, etwa in der Schweiz. Dort führen vier verschiedene private Anbieter die Beratungen durch, den Großteil via Telefon, nur wenige Patienten melden sich über das Internet. Der größte Anbieter ist Medgate mit zwei bis viertausend Anfragen pro Tag. Ein Callcenter-Mitarbeiter erhebt Fragen und Zustand des Patienten und leitet sie an einen Arzt weiter, der die Beratung durchführt bis hin zum Ausstellen von Rezepten. Immerhin der Hälfte der Patienten können die insgesamt 300 Mitarbeiter, davon 100 Ärzte, rasch helfen, sagt der Sprecher von Medgate Cedric Berset.

Weil dadurch unnötige Spitalsaufenthalte oder Arztbesuche vermieden würden, könnten pro Jahr und Patient rund 10 Prozent der Kosten gespart werden, rechnet Berset.

Für das österreichische System gibt es noch keine Kostenschätzung. Erste Pilotprojekte sollen auch darüber mehr Klarheit bringen. Sie sollen im Laufe des kommenden Jahres in Wien, Niederösterreich und Vorarlberg starten.