Auschwitz vor 70 Jahren befreit

Heute jährt sich zum 70. Mal die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau - das internationale Symbol für den Holocaust; hier wurde mehr als eine Million Menschen ermordet. Rund 12.000 Österreicher fanden bis 1945 hier den Tod. Nun soll die österreichische Länderausstellung neu gestaltet werden.

Dabei will man nicht nur die Geschichte der Opfer, sondern auch der Täter näher beleuchten, denn diese hatte in der alten Ausstellung aus dem Jahr 1978 kaum einen Platz.

Morgenjournal, 27.1.2015

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Neue Tafel

"Österreich-das erste Opfer des Nationalsozialismus" - Jahrzehnte lang war eine Tafel mit dieser Inschrift im Eingangsbereich der österreichischen Länderausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau angebracht. Inzwischen wurde die Tafel abmontiert, ein neues Ausstellungskonzept mit dem Titel "Entfernung- Österreich in Auschwitz" konzipiert.

Albert Lichtblau, wissenschaftlicher Leiter des Projekts: „Entfernung bedeutet, dass Auschwitz nicht in Österreich liegt, sondern dass dieser Ermordungsprozess außerhalb von Österreich stattgefunden hat. Entfernung heißt aber auch Entfernung aus dem Leben, also tatsächlich tot. Es ist auch wichtig dass wir die Geschichte von Auschwitz in Österreich mitdenken. Es waren Morde von Menschen die hier gelebt haben und es waren Mörder die von hier gekommen sind.“

Auch die Täter...

Die Idee für die Umsetzung in den kommenden Jahren: Im Block 17 des ehemaligen Konzentrationslagers sollen unter anderem Objekte das „Hier“, das Lagerleben zeigen. Zum Beispiel ein Reisekoffer oder der Brief eines Häftlings an die Mutter könnten an die österreichischen Opfer, darunter Juden, Sinti und Roma und Zeugen Jehovas erinnern. Erstmals sollen auch die Täter in der Ausstellung verstärkt thematisiert werden, betont die Kulturwissenschaftlerin und Mitarbeiterin am Projekt Birgit Johler: „Das könnte beispielsweise sein ein Plan des Konzentrationslagers Auschwitz eines österreichischen SS-Mannes, der die Gaskammern von Auschwitz entworfen hat.“

Ein weiterer Teil des Konzepts ist das "Dort", so die Kulturwissenschaftlerin Birgit Johler. Keine realen, sondern virtuelle Objekte, die vorab abgefilmt und auf Wände projiziert werden, sollen hier für den Nationalsozialismus in Österreich stehen. Zum Beispiel Dokumente der Enteignung, der „Arisierung“ von jüdischem Eigentum. Der letzte Teil der Ausstellung zeigt die „Leere“ - dargestellt durch einen Hohlraum. Hier sin Auschwitz und auch Österreich nicht sichtbar: „Die Idee ist in dieser Leere, dass man hier vielleicht Botschaften deponieren kann die nach Österreich übermittelt werden. Also es ist fast wie ein interaktiver Bereich.“ Zum Beispiel könnten Nachrichten der Besucher auf eine Wand am Wiener Heldenplatz projiziert werden.

Im vergangenen Jahr haben rund 1,5 Millionen Frauen, Kinder und Männer das staatliche Museum Auschwitz-Birkenau in Polen besucht. Aus Südkorea kamen zum Beispiel 41.000 Personen- aus Österreich hingegen nur 3.200, so die neueste Besucherstatistik des Museums. Mit der neuen Dauerausstellung, voraussichtlich eröffnet ab 2017, hofft das Kuratoren-Team die Besucherzahl aus Österreich zu erhöhen und damit neben Mauthausen auch das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz verstärkt in unserer Erinnerung zu verankern.