Fukushima - vier Jahre danach
Heute vor vier Jahren ist Japan von einer Dreifach-Katastrophe heimgesucht worden, bei der rund 19.000 Menschen ihr Leben verloren: zunächst ein Erdbeben der Stärke 9 - das stärkste in der Geschichte des Landes - danach ein bis zu 30 Meter hoher Tsunami und schließlich der Supergau im Atomkraftwerk Fukushima, der größten Nuklearkatastrophe seit Tschernobyl.
8. April 2017, 21:58

APA/EPA/CHRISTOPHER JUE
Zwar ist die Radioaktivität in der Region deutlich zurückgegangen, weite Landstriche rund um das AKW sind aber nach wie vor unbewohnbar. Und in der Atomruine sind die Aufräum-Arbeiten noch lange nicht beendet.
Morgenjournal, 11.3.2015
Aus Japan,
Einige Straßen nur wenige Kilometer von den Unglücksreaktoren entfernt sind vor kurzem für den Verkehr freigegeben worden. Am Tag ist die Fahrt durch das Sperrgebiet frei, aber über Nacht darf niemand bleiben. Nur die Entsorgungsarbeiter der Firma Tepco haben auch Nachtschichten im zerstörten AKW.
Eine Delegation der Internationalen Atomenergieorganisation hat letzten Monat von bedeutenden Fortschritten bei der Dekontaminierung gesprochen. Die Brennelemente sind inzwischen so stark abgekühlt, dass sie aus dem beschädigten Kühlbecken des Reaktors vier problemlos entfernt werden konnten. Die Gefahr von Explosionen mit dem neuerlichen Austritt von Radioaktivität scheint gebannt. Offen ist, wie man an jene Teile des hochradioaktiven Brennstoffs herankommen soll, die sich in das Betonfundament des Kraftwerkes hineingefressen hat.
Ungeklärt bleibt, wohin die Brennelemente schließlich gebracht werden sollen. Die Suche nach einem Zwischenlager läuft.
Zwischenfälle gibt es in den Reaktorruinen von Fukushima Daiichi allerdings immer wieder. Erst letzten Monat hat die japanische Atomaufsichtsbehörde die Betreiberfirma Tepco wegen eines ungeklärten Austritts von radioaktivem Wasser kritisiert. Während eineinhalb Stunden hatte sich eine meterlange Lacke gebildet, die ins Meer geflossen ist.
Das dringendste Problem ist, was mit den riesigen Mengen von Kühlwasser und abgepumptem Grundwasser passieren soll, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben. Tepco speichert das giftige Wasser in mehr als tausenden riesigen Tanks. Jeden Tag kommen hunderttausende Liter dazu.
Den Experten von Tepco ist es gelungen die meisten gefährlichen Stoffe aus dem Giftwasser herauszufiltern. Nur radioaktives Tritium lässt sich mit den bestehenden Technologien noch nicht entfernen. Die Internationale Atomenergiebehörde empfiehlt sogar, die weitgehend dekontaminierten Tanks im Pazifik zu entleeren. Auch bei anderen Atomkraftwerken sei das üblich, ohne dass es Probleme gibt. Aber noch blockieren die Fischer der Provinz Fukushima erfolgreich den Plan.
Anzeichen für eine nachhaltige Verseuchung des Pazifiks haben die japanischen Wissenschaftler keine festgestellt. Man rechnet damit, dass die Aufräumungsarbeiten bis zu vier Jahrzehnte dauern werden.