Steuerreform: 1.000 Euro mehr pro Jahr
Es ist vollbracht: Nach monatelangen Verhandlungen mit mancherlei Hin- und Her haben die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP nun eine Steuerreform vereinbart und am Abend das Ergebnis ihrer Verhandlungen offiziell vorgestellt. Schon gestern untertags war einiges an Informationen nach Außen gesickert. Seit gestern Abend gibt es nun noch weitere, detailliertere Informationen.
8. April 2017, 21:58
APA/ROLAND SCHLAGER
6,4 Millionen Menschen sollen "mehr netto von brutto" haben, fünf Milliarden Euro beträgt die Lohnsteuersenkung. Zu einem Viertel finanzieren sich die Österreicher das Paket selbst.
Morgenjournal, 14.3.2015
Von durchschnittlich 1.000 Euro Steuerentlastung jährlich spricht die Regierung, das sind 83 Euro im Monat. Weg vom Durchschnitt, hin zu konkreten Beispielen: Wer im Monat 1.000 Euro brutto verdient, zahlt monatlich um 24 Euro weniger Einkommensteuer. Bei 2.000 brutto sind es 73 Euro weniger, bei 3.000 Euro Bruttogehalt 109 Ersparnis, und bei 4.000 Euro 129 Euro Steuerminderung monatlich.
Bei 9.000 Euro Bruttomonatseinkommen ENDET die von der Regierung veröffentlichte Liste vorläufig, und zwar mit einer Steuerersparnis von knapp 188 Euro monatlich - um dann mit dem Einkommensbeispiel 100.000 brutto monatlich fortgesetzt und abgeschlossen zu werden: Dort scheint eine Steuer-Belastung von zusätzlich 600 Euro monatlich auf. Hier schlägt dann ja der auf 55 Prozent erhöhte Spitzensteuersatz zu Buche, den es ab einer Million Euro Jahresverdienst geben wird. Ein Spitzensteuersatz, der übrigens auf fünf Jahre begrenzt wird, und geschätzte 400 Personen in ganz Österreich betrifft.
Zurück zu den Kleinstverdienern: Für Personen, die so wenig verdienen, dass sie zwar Sozialversicherungsbeiträge, aber Null Lohnsteuer zahlen, gab es schon bisher einen Rabatt auf den Sozialversicherungsbeitrag. Und zwar bisher - aufs Monat gerechnet - maximal neun Euro. Diese sogenannte Negativsteuer, also Gutschrift vom Finanzamt, wird nun auf maximal 33 Euro, umgelegt aufs Monat, erhöht.
Der Kinderfreibetrag, also jene Summe, für die quasi als Familienförderung keine Steuer zahlen muss, wird von 220 auf 400 Euro jährlich aufgestockt. Wieder aufs Monat gerechnet, sind das dann 33 steuerfreie Euro pro Kind.
Kleinpensionisten bekommen erstmals eine Steuergutschrift - umgerechnet neun Euro pro Monat.
Grob gerechnet gilt die Formel: Ein Viertel der Einkommensteuerentlastung zahlen sich die Bürgerinnen und Bürger selbst.
Durch eine Änderung bei der Umsatzsteuer verteuern sich für den Endverbraucher zum Beispiel Hotelübernachtungen, Tierfutter, Museum- und Theaterkarten oder Blumen um 2,7 Prozent.
Die Kapitalertragssteuer auf Aktiendividenden, also auf den jährlich ausbezahlten Gewinnanteil, wird von 25 auf 27,5 Prozent erhöht.
GLEICH bleibt hingegen die Steuer auf Sparbuchzinsen.
Die Immobilienertragssteuer wird von 25 auf 30 Prozent angehoben.
Auch bei der Grunderwerbssteuer gibt es eine Erhöhung, sie wird im konkreten das ERBEN und SCHENKEN von Immobilien verteuern. Bei kleinen Immobilien gibt es aber wiederum eine Ausnahme von dieser Verteuerung.
Und: Die Höchstbeitragsgrundlage zur Sozialversicherung wird angehoben - gutverdienende Arbeitnehmer - und ihre Dienstgeber zahlen dadurch jeweils gut 20 bzw. 25 Euro monatlich mehr an Sozialversicherung.
Ein Viertel der Einkommenssenkung soll also durch die Erhöhung andere Steuern wettgemacht werden, knapp die Hälfte hingegen durch die Bekämpfung von Steuerbetrug. Die Registrierkassenpflicht für auch kleinere Wirtschaftsbetriebe ist ja schon seit einigen Tagen bekannt - überraschend hingegen bei der Präsentation der rot-schwarzen Steuerpläne die geplante Aufweichung des Bankgeheimnisses für Unternehmer: Die Finanzbehörden sollen bei Abgabenprüfungen auch ohne Gerichtsbeschluss Konten öffnen dürfen.
Der Vollständigkeit halber: Die Regierung plant Einsparungen bei Förderungen und in der Verwaltung, hier sind aber noch keine konkreten Maßnahmen bekannt - ein Drittel dieser Einsparungen sollen die Bundesländer leisten, zwei Drittel der Bund.