Interkulturalität und Schule

"Wenn du da bist, kann ich alles besser machen und verstehen. Warum kommst du nicht jeden Tag?" Diese Aussage einer Volksschülerin gegenüber ihrer Mentorin ist ein Lieblingssatz von Susanne Binder. Die freiberufliche Wissenschafterin leitet das Projekt "Interkulturelles Mentoring für Schulen", das sich die Akademie der bildenden Künste Wien und die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien für den Ö1 Hörsaal ausgesucht haben.

Die beiden Universitäten luden am 20. Mai 2015 zu einer gemeinsamen Veranstaltung in die Kunstakademie am Schillerplatz. "Interkulturalität und Schule" lautete das Thema dieses Ö1 Hörsaals, der in Form eines World-Cafés über die Bühne ging. Interessierte konnten dabei in entspannter Atmosphäre sowohl das Siegerprojekt kennenlernen als auch die einschlägigen Aktivitäten der Gastgeber.

Interkulturelles Mentoring

Susanne Binder stellte ihrer Präsentation das Zitat der Volksschülerin voran. "Ich finde, das bringt so schön auf den Punkt, worum es beim interkulturellen Mentoring geht. Es geht um Unterstützung, um Begleitung und um die Migrationserfahrung", erklärt die Kultur- und Sozialanthropologin. "Unsere Mentorinnen und Mentoren sind alle selbst im Migrationskontext aufgewachsen und haben Erfahrungen gemacht, die sie jetzt mit den Schulkindern teilen. Sie sind Vorbilder, auch für die Lehrkräfte, weil sie repräsentieren, dass man sich auch als Migrant, als Migrantin in der österreichischen Gesellschaft positionieren kann."

  • Günay Özayli, Antje Lehn, Anna Pritz

    Günay Özayli, Antje Lehn, Anna Pritz präsentierten das Projekt "Die Akademie geht in die Schule". In der Mitte Michaela Glanz von der Akademie der bildenden Künste Wien, die den Ö1 Hörsaal moderierte.

    Beate Firlinger

  • Projektleiterin Susanne Binder

    Links die Projektleiterin Susanne Binder. Sie hat interkulturelle Mentor/innen in den Ö1 Hörsaal mitgebracht, die aus der Praxis in den Schulen berichteten.

    Beate Firlinger

  • Mentor Ilija Kugler und Mentorin Bich Ngoc Nguyen

    Mentor Ilija Kugler, spricht serbokroatisch und deutsch, Mentorin Bich Ngoc Nguyen, spricht vietnamesisch und deutsch. Beide studieren Kultur- und Sozialanthropologie und unterstützen Kinder in einer Volksschule im 16. Wiener Gemeindebezirk.

    Beate Firlinger

  • Mentorinnen Melek Talu

    Mentorin Melek Talu, spricht türkisch und deutsch, studiert Bildungswissenschaften und unterstützt Kinder in einer Volksschule im 16. Wiener Gemeindebezirk.

    Beate Firlinger

  • Susanne Binder und interkulturelle Mentorinnen Melek Talu

    Projektleiterin Susanne Binder und interkulturelle Mentorinnen Melek Talu und Oana Alexandra Betiu, im Hintergrund

    Beate Firlinger

  • Antje Lehn und Günay Özayli

    Antje Lehn und Günay Özayli vom Projektteam "Die Akademie geht in die Schule".

    Beate Firlinger

  • Am Projekt  Interessierte

    Im Ö1 Hörsaal erkundeten Interessierte Projekte zum Thema "Interkulturalität und Schule".

    Beate Firlinger

  • Isolde Malmberg und Doris Piller

    Isolde Malmberg und Doris Piller von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

    Beate Firlinger

  • Die Band Puzzle People

    Die Band Puzzle People führte musikalisch durch den Ö1 Hörsaal "Interkulturalität und Schule".

    Beate Firlinger

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Das interkulturelle Mentoring wird seit März 2010 an Volks- und Mittelschulen in Wien und St. Pölten angeboten. Getragen wird das Programm vom "Verein der Absolventinnen und Absolventen der Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien". Studierende mit Migrationsbiographie verbringen dabei einen Tag pro Woche in "ihrer" Schulklasse. Derzeit sind es rund 30 Mentor/innen, die Schüler/innen mit ähnlichem sprachlich-kulturellen Hintergrund bei ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung unterstützen. Sie stärken das Selbstvertrauen der Kinder, vermitteln gelebte Mehrsprachigkeit und sind Ansprechpersonen in interkulturellen Belangen.

Die Projektleiterin Susanne Binder und die Mentorin Melek Talu sprechen beim World-Café im Ö1 Hörsaal mit interessierten Gästen über das Interkulturelle Mentoring für Schulen.

Die Akademie geht in die Schule

Die soziokulturelle Vielfalt, die heute in den meisten Klassenzimmern Alltag ist, fordert auch auf universitärer Ebene heraus. Um die interkulturelle Bildung von Lehrenden und Studierenden zu fördern, setzt die Akademie der bildenden Künste Wien verschiedene Maßnahmen.

Beim Ö1 Hörsaal wurde das Projekt "Die Akademie geht in die Schule" vorgestellt und diskutiert. Ein komplexes Vorhaben, bei dem niederschwellige Informationsformate entwickelt werden, die Schüler/innen Wege zum Studium an der Kunstuniversität aufzeigen. Langfristiges Ziel ist es, die Bildungsungleichheit zu verringern und die Akademie für jene Studierende zu öffnen, die bislang unterrepräsentiert sind.

Michaela Glanz vom Forschungsservice der Akademie der bildenden Künste Wien hat den Ö1 Hörsaal "Interkulturalität und Schule" mitorganisiert. Sie sieht viele Anknüpfungspunkte zwischen den Projekten und verspricht sich Impulse für die Ausbildung der Studierenden am Institut für das künstlerische Lehramt.

Transkulturalität_mdw

Anders als die Akademie der bildenden Künste hat die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) mit fast 50 Prozent einen sehr hohen Anteil an Studierenden, die nicht aus Österreich kommen. Die Internationalität in den Hörsälen ist neben musikpädagogischen Überlegungen ein Grund, warum sich die mdw intensiv mit Fragen der kulturellen Vielfalt befasst.

So gibt es etwa die interdisziplinäre Ringvorlesung Transkulturalität_mdw sowie maßgeschneiderte Kooperationsprojekte zwischen Schulen, Lehramtsstudierenden und Lehrenden. Das Konzept der Transkulturalität dient als Ausgangspunkt, da das Präfix "trans" auf das Mischen und Überschreiten von Grenzen in der Musik wie im Leben verweist.

Isolde Malmberg vom Institut für Musikpädagogik Wien präsentierte beim Ö1 Hörsaal die transkulturellen Aktivitäten der mdw. Vom Austausch mit dem Projekt Interkulturelles Mentoring für Schulen von Susanne Binder erwartet sie sich Synergien, weil die Musikuniversität auf ähnlichen Schienen unterwegs ist.