Neuer Roman von Leonardo Padura
Der kubanische Erfolgsautor Leonardo Padura sieht seine Heimat sehr kritisch und geht in seinen Romanen und Krimis mit den Verhältnissen in dem sozialistischen Staat hart ins Gericht. Die Suche nach dem Kubanischen ist das Leitmotiv seiner Arbeit. Sein neuester Roman "Die Palme und der Stern" erscheint dieser Tage.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 19.8.2015
Im Juni erhielt Leonardo Padura die wichtigste Ehrung in der Welt der spanischsprachigen Literatur: den Prinzessin-von-Asturien-Preis. In Kubas Staatsmedien war das kein Thema. Weltweit werden seine Romane und Krimis verlegt und preisgekrönt, und dennoch lebt er mit seiner Frau in dem kleinen Haus, in dem er vor fast 60 Jahren geboren wurde. Es liegt an einer befahrenen Straße. Der Lärm sei für ihn die Musik der Stadt, in der er das Leben eines bescheidenen Kubaners lebt.
Als eine Art Hassliebe beschreibt der Kubaner die Beziehung zu seiner Heimat. Mario Conde, dem Protagonisten der Padura-Krimis, geht es ähnlich: Ein kritischer Zeitgenosse ist dieser Kommissar - manchmal frustriert, manchmal aggressiv, oft betrunken, aber immer auf der Suche nach der Wahrheit. "Krimis ermöglichen es mir, die dunklen Seiten der Gesellschaft zu zeigen, auch Kubas soziale Probleme", sagt der Autor.
"Schmerzhaft, aber notwendig"
"In den 1980er Jahren waren wir noch eine homogene Gesellschaft: Alle hatten wir die gleichen Möglichkeiten. Das ist sein den 90ern anders, und in den vergangenen Jahren noch viel extremer geworden. Das soziale Netz Kubas hat sich gedehnt. Für viele hat sich die Situation sehr verschlechtert, für wenige hat sie sich gebessert. Die aktuellen wirtschaftlichen Veränderungen sind ein schmerzhafter, aber notwendiger Prozess."
Gesellschaftliche Veränderungen bedeuten immer Verlust. Das thematisiert Padura ebenso, wie die Suche nach dem Kubanischen. Auch in seinem Roman "Die Palme und der Stern", der jetzt auf Deutsch erschienen ist. Wie so oft geht Padura in die Geschichte, um die Gegenwart zu begreifen.
Längst hätte der Schriftsteller Kuba längst verlassen und woanders ein bequemeres Leben führen können, aber Padura bleibt. Die Loyalität, die er seinem Land gegenüber empfindet und in seinen Romanen zum Ausdruck bringt, gilt nicht dem Staat, sondern den Menschen, die ihn aushalten.
Service
Leonardo Padura, "Die Palme und der Stern", Unionsverlag